Berichte

Realistische Ziele zur Umstrukturierung der Energieversorgung

Im Beitrag “Politiker sollten sich das Recht zum Erlass neuer Gesetze erarbeiten müssen” habe ich dargelegt, dass das Verabschieden neuer Gesetze mit einem zunehmenden Aufwand verbunden sein muss, um zu verhindern, dass die Flut an Gesetzen und Vorschriften immer weiter anwächst, während die Beachtung und Umsetzung von immer mehr Regeln naturgemäß mit ganz realen Kraftanstrengungen verbunden ist und demnach irgendwann nicht mehr mit einer hemmungslosen Überregulierung schritthalten kann.
Im Beitrag “Wer haftet, wenn politische Vorgaben nicht realisierbar sind?“, bin ich der Frage nachgegangen, wie verhindert werden kann, dass Politiker Gesetze verabschieden, die von einem zunehmenden Teil der Bevölkerung selbst unter größten Kraftanstrengungen überhaupt nicht mehr eingehalten werden können. So ist es sinnvoll, wenn Politiker zwingendermaßen bei der Verabschiedung einer neuen Vorschrift auch gleichzeitig dafür sorgen müssen, dass diese Gesetze von allen betroffenen Menschen auch ohne Verschlechterung ihrer Situation eingehalten werden können.

Wenn Politiker nun also tatsächlich beschließen sollten, dass zukünftig im Extremfall nur noch Strom als Energiequelle für Mobilität und zum Heizen der Gebäude über Wärmepumpen gestattet ist, dann muss auch ein Konzept vorgelegt und realisiert werden, dass die ausreichende Versorgung mit Strom sicherstellt. Ebenso muss sichergestellt werden, dass jeder, der sich ein herkömmliches Benzin- oder Diesel-Fahrzeug oder eine herkömmliche Gas-Heizung leisten kann, ohne darüber hinausgehende Kosten und ohne eine Verschlechterung auch ein Elektrofahrzeug oder eine Wärmepumpenheizung erwerben kann. Wenn ein Elektro-Fahrzeug also beispielsweise teurer als ein Diesel-Fahrzeug ist oder eine geringere Reichweite hat, dann würde ein Verbot zu zusätzlichen Kosten führen, die der Betroffene nicht zu verantworten hat und auch nicht beeinflussen kann.

Politiker sollten darauf achten, nur realisierbare Veränderungen anzustoßen. Anstatt die bestehende Infrastruktur innerhalb kurzer Zeit komplett durch eine neue nicht ausreichend erprobte Technologie zu ersetzen, also von Benzin, Diesel und Gas auf Strom umzustellen, wäre es sinnvoll, Benzin und Diesel schrittweise beispielsweise durch E-Fuels zu ersetzen und das Erdgas in den Leitungen durch Biogas oder synthetisches Gas. Dann könnte die bestehende Infrastruktur weiter genutzt werden, während im Hintergrund im Rahmen der tatsächlichen Möglichkeiten eine Veränderung durchgeführt wird. Mit Zunahme von nachhaltig hergestelltem synthetischem Gas, kann der Erdgas-Anteil sinken. Sollte die Produktion von synthetischem Gas stocken, kann der Erdgas-Anteil weiterhin verstärkt beibehalten werden. Die bestehende Infrastruktur zur Verteilung des Gases kann erhalten bleiben und weiter genutzt werden, während gleichzeitig die Quellen für das Gas schrittweise ersetzt werden.
Parallel zur Nutzung der bestehenden Infrastruktur durch nachhaltig synthetisch hergestellte Energieträger können natürlich auch weitere Alternativen wie strombetriebene Fahrzeuge und Wärmepumpen oder ganz andere Technologien etabliert werden. Es ist lediglich nicht ratsam, völlig neue Technologien zu erzwingen, wenn noch nicht sichergestellt ist, dass eine solche Umstellung auch tatsächlich realistisch möglich und natürlich auch finanzierbar ist.

Ein Sprichwort sagt, dass man das alte Wasser nicht wegschütten sollte, wenn man noch kein neues Wasser hat. Wenn Politiker nun aber aufgrund einer Ideologie alte Technologien verbieten während neue Technologien noch nicht vorhanden sind (und aufgrund der hohen Kosten und der immensen bürokratischen Hürden auch kaum umgesetzt werden können), dann passiert genau dies: Das alte Wasser wird weggeschüttet und es ist nicht sicher, dass wir rechtzeitig neues Wasser bekommen. Am Schluss stehen wir bildlich gesprochen vielleicht ohne Wasser da, also ohne Heizung und ohne Mobilität mit einer ruinierten Wirtschaft und einer zusammenbrechenden Gesellschaft. Nun ja, der Krug geht bekanntlich so lange zum Brunnen, bis er bricht. Es bleibt also spannend, wie weit es die Volksvertreter noch treiben können.
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