Berichte

Der toter radfahrende Zombie

Wenn ein Radfahrer im Straßenverkehr ums Leben kommt, dann sprach man früher von einem “toten Radfahrer”. Dabei machte man sprachlich Gebrauch vom geschlechtsneutralen generischen Maskulinum. Bei der herkömmlichen Wortwahl fühlen sich aber scheinbar viele Menschen nicht angesprochen oder “mitgedacht” und dadurch diskriminiert. In der heutigen, modernen Zeit, müssen Sätze so formuliert werden, dass sich absolut jeder angesprochen fühlt. Die Formulierung “Radfahrer*innen” ist ein Versuch, dieses Kunststück zu bewerkstelligen. Oder man spricht nicht mehr vom “Radfahrer” sondern vom “Radfahrenden”.
Die Formulierung “Radfahrender” ist allerdings im Zusammenhang mit einem toten Unfallopfer ziemlich schwachsinnig, also im Sinne schwach. Als Radfahrer bezeichnet man in der Regel allgemein Personen, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Ein “Radfahrender” ist hingegen eine Person, die die Tätigkeit des Radfahrens gerade ausübt. Ein Radfahrer bleibt bei einer Radtour auch dann ein Radfahrer, wenn er gerade eine Pause macht. Radfahrend ist er aber nur zu dem Zeitpunkt, wenn er auf dem Fahrrad sitzt und sich fortbewegt.

Das Partizip I drückt Gleichzeitigkeit aus oder eine im Moment des Geschehens stattfindende Tätigkeit.

Zunächst benötigst du den Infinitiv des Verbes, als die sogenannte -en- Form. Singen, lachen, essen, laufen, finden … radfahren. An diese Grundform hängst du einfach ein -d- an. Bei den Verben sein und tun steht zur besseren Aussprache zusätzlich ein e vor dem n.

Quelle: Lernförderung: Partizipien einfach erklärt

Aus “radfahren” wird durch das Partizip I “radfahrend”. Und die Person, die die Tätigkeit ausübt, ist somit der “Radfahrende”.

Ebenso ist ein Student jemand, der oder die gerade ein Studium absolviert. Und wenn er oder sie im Hörsaal in einer Vorlesung sitzt oder in der Bibliothek Bücher wälzt, ist er oder sie in dem Moment auch ein Studierender, beziehungsweise eine Studierende. Wenn der Student oder die Studentin abends in der Kneipe ein Bier trinkt, ist er oder sie weiterhin eine Student oder die Studentin. Er oder sie ist in dem Moment aber kein Studierender, beziehungsweise keine Studierende, sonder eher ein Feiernder oder eine Feiernde.

Ein toter Radfahrender ist somit eine leblose Person, eine Leiche, die in diesem Zustand mit dem Fahrrad unterwegs ist. Man könnte also von einem radfahrenden Zombie sprechen.
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