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ING Deutschland trennt sich von Klimasünder-Kunden

“ING Deutschland trennt sich von Klimasünder-Kunden”, schreibt finanzmarktwelt. Weiter ist zu lesen: Wenn die Kunden keine angemessenen Antworten auf Fragen der Bank zu ihrem CO2-Fußabdruck geben können, müssen sie damit rechnen, dass ihre Kreditanträge abgelehnt werden, so sagt es ING-Firmenkundenchef Eddy Henning in einem Bloomberg-Interview. “Was für uns nicht funktioniert, ist, wenn die Kunden keine Vorstellung davon haben, wie sie zu einem weniger kohlenstoffintensiven Geschäftsmodell übergehen wollen”, so Henning. “Manchmal bedeutet das, dass man sich von einem Kreditnehmer trennen muss”.
Wie finanzmarktwelt hierzu anmerkt, sollen sich die Firmenkunden also gegenüber der Bank offenbaren, wie sehr sie im Betrieb auf CO2-Reduzierung setzt und wie umweltfreundlich sie produzieren.

Hier macht sich die Bank selbst vom Bock zum Gärtner. Die Redewendung “Den Bock zum Gärtner machen” bedeutet, dass jemandem eine Aufgabe übertragen wird, der dafür völlig ungeeignet ist. Schlimmer noch: der das Gegenteil von dem bewirkt, was er eigentlich erreichen soll! So wie Ziegen einen Garten nicht pflegen, sondern zertrampeln und die Pflanzen und Wurzeln auffressen, so stehen auch Banken nicht für ein nachhaltiges Geschäftsmodell, sondern für den Zwang von Wachstum und somit dem damit einhergehenden wachsenden Verbrauch von Ressourcen und der Zerstörung der Umwelt.

Dies ist dem zinsbasierten Geldsystem geschuldet, welches die Geschäftsgrundlage einer jeden Bank darstellt. Ein solches Geldsystem führt zwingend zu einer ständig wachsenden Verschuldung auf der einen Seite und zu entsprechend wachsenden Vermögen auf der anderen Seite. Anschaulich erklärt werden die Zusammenhänge im Video “Goldschmied Fabian – Gib mir die Welt plus 5 Prozent“.
Insbesondere ist die bei der Bundesbank beschriebene Geldschöpfung durch Kreditvergabe ein Problem, bei der das Geld, das für die Zinszahlung benötigt wird, ja nicht mitgeschöpft wird. Die Bundesbank versucht diesen fatalen Sachverhalt zu relativieren, bestätigt damit aber gerade, dass das Geldsystem zwingend auf ein grenzenloses Wachstum der Wirtschaft angewiesen ist:

Der Blick auf eine einzelne Kreditschöpfung greift zu kurz. In einer dynamischen Volkswirtschaft werden ständig Kredite vergeben bzw. getilgt und Vermögenswerte angekauft bzw. verkauft. Geldmenge und Realwirtschaft entwickeln sich dadurch im Idealfall gleichgerichtet. Fördern beispielsweise die Kredite das realwirtschaftliche Wachstum, dann können aus dem daraus entstehenden Einkommen Kredit und Zinsen zurückgezahlt werden.

Die Bundesbank schreibt zwar auch, dass die Geldschöpfungsmöglichkeiten begrenzt sind, aber dies dürfte eher theoretischer Natur sein. Eine ernsthafte Begrenzung der Geldschöpfung würde letztendlich zum Zusammenbruch des gesamten Finanz- und Wirtschaftssystems führen müssen. Irgendwann wären nämlich sämtliche Vermögen vollständig von den Fleißigen zu den Reichen umverteilt und dann würde der große Masse der Menschen kein Geld mehr für wirtschaftliche Interaktionen zur Verfügung stehen. An dieser Stelle sei wieder auf den Plan B der Wissensmanufaktur verwiesen, der die entsprechenden Zusammenhänge umfassend beleuchtet und erläutert.

Betrachtet man die grundlegende Funktionsweise des zinsbasierten Finanzsystems, dann ist es keine Überraschung, dass die “Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht”. Dass extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zulegen, ist nur überraschend, wenn man die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten des Geldsystems außer Acht lässt.

Im derzeitigen Geldsystem arbeiten die Menschen immer weniger zur Deckung der tatsächlichen Bedürfnisse, sondern immer mehr für die Folgen der Umverteilung des Geldes von den Fleißigen zu den Reichen. Wir benötigen das Wirtschaftswachstum nicht, um satt zu werden, sondern weil immer neue Werte geschaffen werden müssen, um weitere Kredite zur Bezahlung von Zins und Zinseszins damit zu begründen. Dies führt natürlich zu einer unvorstellbaren Verschwendung an Energie und Ressourcen und der damit einhergehenden Zerstörung der Umwelt.

Eine echte nachhaltige und ressourcenschonende Wirtschaft und ein damit einhergehender Schutz der Umwelt und des Klimas sind nur möglich, wenn es keinen Zwang mehr zu einem grenzenlosen exponentiellen Wachstum mehr gibt. Wenn der ING-Firmenkundenchef Eddy Henning die Firmenkunden nun zum Umweltschutz zwingen möchte, zeigt dies eine gewisse Oberflächlichkeit. Die Firmen sind schließlich zwingend auf das von den Banken zur Verfügung gestellte Geld angewiesen und den damit durch das Zinskonzept verbundenen Bedingungen ausgeliefert. Dadurch werden die Firmen durch die Banken in ein Wirtschaftsumfeld gezwungen, das auf Wachstum und Verschwendung aufbaut. Echte Nachhaltigkeit ist in einem solchen Umfeld nicht möglich. Man kann sich bestenfalls einen grünen Anstrich geben. Das hat aber mit echtem Umweltschutz wenig zu tun. Eddy Henning verlangt im Prinzip also von den Firmen, dass sie ein grünes Image simulieren, so dass es nach außen so aussieht, als würde man im rahmen des derzeitigen Finanzsystems die Welt retten. Gleichzeitig wirkt der Zwang zum Wachstum durch Zins und Zinseszins natürlich ungebremst weiter und damit ist ein echter Umweltschutz logischerweise nicht möglich.

Alternative Geldsysteme, die keinen Wachstumszwang eingebaut haben, wären denkbar und wurden auch erprobt. Aber diese wurden bereits in der Anfangszeit von den etablierten Banken massiv bekämpft, wie es am Beispiel des Schweizer Wörgl zu sehen ist:

Im Jänner 1933 verbot die Tiroler Landesregierung über Weisung des Bundeskanzleramtes die weitere Ausgabe des Wörgler Schwundgeldes. Daraufhin beschloss der Gemeinderat einstimmig, Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof einzulegen mit der Begründung, die Ausgabe von Notgeld falle nicht in die Zuständigkeit des Bundeskanzleramtes, sondern des Finanzministeriums. Die Verhandlung vor dem VwGH begann am 18. November 1933 unter Vorsitz von Wenzel Kamitz. Das Interesse der Öffentlichkeit war so groß, dass die Anzahl der ausgegebenen Besucherkarten auf 50 beschränkt wurde. Der VwGH wies die Beschwerde der Gemeinde Wörgl als unbegründet ab, weil die Ausgabe des Schwundgeldes gegen Artikel 122 des Nationalbankgesetzes verstoße. Nur die Oesterreichische Nationalbank dürfe Geldnoten ausgeben oder in Umlauf setzen: „Die Scheine der Gemeinde Wörgl hätten die Funktionen von Münzen oder Banknoten gehabt und der Verwaltungsgerichtshof ist entgegen den Ausführungen der Beschwerde der Ansicht, daß die Scheine einen festen Wert hatten, wenn dieser auch innerhalb einer Frist durch den sogenannten Schwund schwankte.“ Damit war das Experiment beendet.

Quelle: Wörgler Schwundgeld

Und daran hat sich nichts geändert. Auch heute noch versuchen Banken kein Geldsystem ohne Wachstumszwang zu etablieren, sondern arbeiten nur daran, das bestehende System trotz der Probleme und fatalen Folgen für die Umwelt immer weiter betreiben zu können. Dementsprechend unfair ist es, wenn der ING-Firmenkundenchef die Firmen bestraft, weil sie die Umwelt nicht ausreichend schützen, während die Banken selbst den Firmen ein Geldsystem aufzwingen, das Umweltschutz langfristig gesehen unmöglich macht. Es ist so, als würde man jemand zwingen, mit überhöhter Geschwindigkeit über die Landstraße zu rasen, um ihn dann für den Geschwindigkeitsverstoß zu sanktionieren.


Weiterführende Informationen:

Erste Bank kündigt KLIMASÜNDERN das Konto
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