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Wärmeinseln sind kein Urlaubsziel in der Südsee

Gesprengte Pipelines in der Nordsee, der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und eine fragwürdige Energiepolitik seit vielen Jahren in Deutschland haben nun dazu geführt, dass es um die Sicherheit der Energieversorgung weit schlechter bestellt ist, als es oberflächlich erscheint. Viele Menschen reden sich noch Mut zu und spekulieren, dass die Wahrscheinlichkeit für großflächige Stromausfälle oder gar einen verehrenden europaweiten Blackout ja total klein ist. Mittlerweile haben aber auch die Behörden den Ernst der Lage erkannt, denn wenn ein “total unwahrscheinlicher” Blackout entgegen der Erwartung doch eintritt, dann werden die Folgen brutal sein. Aus diesem Grund werden nun Konzepte für sogenannte “Wärmeinseln” erstellt. Beispielsweise in Ludwigshafen und auch die Stadt Halle wappnet sich für den Gasausfall mit Wärmestuben für 17.500 Bürger.

Als ich kürzlich in einem Baumarkt war, hatten sich Kunden und ein Verkäufer über Menschen lustig gemacht, die besorgt sind und sich im Baumarkt mit Waren eindecken, die in einer Krise hilfreich sein könnten. Das sind bestimmt die gleichen Leute, die den Keller voll Klopapier haben, scherzte der Verkäufer.
Natürlich muss man es mit der Vorsorge nicht übertreiben. Aber ein paar warme Decken, Kerzen, Wasser und einige Dosen (vegetarische) Ravioli sind sicher nicht verkehrt. Wer völlig unvorbereitet ist, der wird schnell zu denjenigen gehören, die sich in den Wärmeinseln einfinden, sollte der Ernstfall doch einmal eintreten.

Die Kapazität wird jedoch nur für einen kleinen Teil der Bürger reichen. Und die Menschen werden dann zu hunderten in große Hallen gepfercht ausharren müssen. Es ist damit zu rechnen, dass insbesondere die alten und schwachen Menschen die Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Dies bedeutet aber auch, dass die Ansteckungsgefahr mit Corona und anderen Krankheiten sehr hoch sein wird, während gleichzeitig die medizinische Versorgung nur noch rudimentär vorhanden sein dürfte. Der Bundesgesundheitsminister dürfte sich dann in Anbetracht einer solchen Lage jeden Abend in den Schlaf weinen. Was macht man eigentlich mit frierenden Menschen, die einen positiven Corona-Test haben? Lässt man sie vor der Tür stehen oder wurde auch an Quarantäne-Wärmeinseln gedacht?
Viele Menschen könne sich in dieser Gesellschaft zudem schon in Friedenszeiten nicht benehmen. Sie zerstören, verschmutzen oder klauen das Eigentum anderer (oder der Allgemeinheit) und sind mitunter extrem gewalttätig. Gerade unruhigen Zeiten werden solche Menschen nicht zu friedliebenden Samaritern. Sind die Behörden auch auf Diebstähle und gewalttätige Auseinandersetzungen vorbereitet?

Wärmeinseln sind kein Urlaubsziel zur Erholung in der Südsee, sondern Orte an denen es ums Überleben geht. Ob das Zusammenleben in diesen notdürftig beheizten Unterkünften in der Theorie so gut funktioniert, wie es sich die Behörden und Rettungsdienste vorstellen, ist jedoch fraglich.

Ein Blackout muss übrigens kein einmaliges Ereignis sein. Je nach Situation kann es auch direkt nach einem Netzaufbau infolge eines Blackouts sofort wieder zu einem großflächigen Ausfall kommen, noch bevor die Menschen sich von der ersten Katastrophe erholt haben. Zumal spätestens nach einem Blackout den meisten Menschen klar werden dürfte, dass eine zuverlässige Wirtschaft unter solch unzuverlässigen Bedingungen nicht funktionieren kann. Dies wiederum wird das heilige Wirtschaftswachstum massiv dämpfen und kein Wachstumsbeschleunigungsgesetz kann daran etwas ändern. Stillstand heißt in einem Finanz- und Wirtschaftssystem, welches auf grenzenloses exponentielles Wachstum angelegt ist, allerdings Rückschritt und damit Verarmung. Eine verarmte Gesellschaft wird sich auch in Zukunft nicht mehr den Luxus einer (immer teurer werdenden) zuverlässigen Energieversorgung leisten können und damit wir eine Teufelsspirale in Gang geraten, deren Ende nicht absehbar ist.
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