Berichte

Schwurbler und Wissenschaftler

Wer Impfungen gegen Corona kritisch gegenübersteht, wird mittlerweile als Schwurbler und Aluhutträger diffamiert. Man wirft ihnen pauschal vor, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ignorieren und stattdessen Verschwörungstheorien anzuhängen und eine Gefahr für die Demokratie zu sein.
Demgegenüber stehen die Impfbeführworter. Bei dieser Gruppe handelt es sich natürlich nicht um Schwurbler und Aluhutträger. Wer die Impfung befürwortet und damit dem allgemeinen Konsens folgt, der wird sich wohl auch umfassend auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. So wie man es auch aus der Politik und von den Medien kennt. Außer vielleicht Herr Söder, der nutzte falsche Zahlen um die Inzidenz der Ungeimpften aufzuzeigen und rechnete Menschen mit unbekanntem Impfstatus einfach der Gruppe der Ungeimpften zu. Kann man machen, ist aber keine exakte Wissenschaft, sondern zählt eher zur Schwurblerei.

Herr Söder ist aber nur ein unrühmliches Beispiel eines Politikers, der sich einen einmaligen und keinesfalls repräsentativen Ausrutscher erlaubt hat, oder? So wie es scheint leider nicht. Wie sich immer wieder zeigt, scheint es Seiten der Politik in weiten Teilen überhaupt kein Interesse an echten Zahlen, Daten und Fakten zu geben. Wie sonst ist es zu erklären, dass wesentliche Grundlagen für weitreichende politische Entscheidungen bis in die privatesten Lebensbereiche hinein auch nach fast zwei Jahren der Pandemie kaum erforscht sind?

Seit Einführung dieses Ausweises, der über Zugang oder Ausschluss des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens entscheidet, wurden Genesenen sechs Monate zugesprochen, wohingegen Geimpfte zwölf Monate erhielten. Überraschend: Während bei dieser Entscheidung zumindest einige wenige Studien zur Immunantwort der Genesenen existierten, konnte es zu diesem Zeitpunkt logischerweise noch keine Studien über die Dauer der Immunantwort der Geimpften geben, da erst seit Kurzem geimpft wurde.

Allerdings zeigten bereits im Juli dieses Jahres die Daten aus Israel, dass die Impfwirksamkeit nach sechs Monaten nur noch bei 39 Prozent lag. Nichtsdestotrotz wurde entschieden: Die Immunantwort der Geimpften war doppelt so lange wirksam wie die der Genesenen. Eine Nachfrage von Telepolis beim RKI ergab Anfang September, dass die Entscheidung im Hinblick auf die Genesenen eine “politische Entscheidung” war.

Quelle: Heise: Das unbegreifliche Desinteresse an den Genesenen

Inwiefern diese Begründung zur Festlegung des offiziellen Schutzes für Genesene auf sechs Monate, welche offenbar auf älteren Studien basiert, angesichts der angeführten aktuellen Studien und zitierten Experten noch haltbar ist, erscheint fraglich.

Es ist schwer verständlich, wenn bei einer solch zentralen medizinischen Frage, die das Leben von Hunderttausenden, vermutlich sogar Millionen Deutschen betrifft, nur bedingt nach wissenschaftlicher Expertise bewertet wird, sondern letztendlich “eine politische Entscheidung” ist – gerade angesichts einer Politik, die sich immer wieder auf das Primat der Wissenschaft beruft.

Quelle: Heise: Dies “ist eine politische Entscheidung”

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