Berichte

Navis von Becker, Garmin, Here und TomTom

Becker Navigation

Mit Beschluss vom 1. April 2017 wurde über das Vermögen der United Navigation GmbH ein Insolvenzverfahren eröffnet, wie auf der Website http://www.becker-navigation.com/ zu lesen ist. Der Verkauf von Navigationsgeräten sowie Zubehörprodukten durch United Navigation wurde eingestellt. Das ist sehr schade, denn die Navigationsgeräte hatten einige Vorzüge gegenüber den Konkurrenzprodukten.

Becker Navigation insolvent

Während die ersten Halterungen für die Geräte noch überaus fehleranfällig waren und die Kontakte und Kabelanschlüsse mitunter bei normalem Gebrauch abbrachen, entwickelte das Unternehmen dann den MagClick Aktivadapter, der mit durchdachten Kontakten und Anschlüssen überzeugte. Die Halterung wird mit der Stromversorgung verbunden. Das Navi selbst wird nur in die Halterung geklipst und durch Magnete gehalten. Die Stromversorgung wird dann automatisch über robuste Kontakte hergestellt. Das umständliche Anschließen des USB- und Antennenkabels direkt ans Gerät entfällt somit.
Die Menüführung war durchdacht und das Design wirkte im Gegensatz zu anderen Produkten, wie etwa den Garmin-Geräten, modern.
Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist die dreidimensionale Darstellung des Geländes. Dies ist natürlich Geschmackssache und hätte eventuell im Menü deaktivierbar sein sollen, so dass jeder Anwender für sich selbst entscheiden kann, ob er diese Funktion nutzt. Auch die Grenze zwischen Städten und Bereichen außerorts ist aufgrund der Einfärbung deutlich erkennbar. Ebenso ist die bildliche Darstellung von sogenannten Ausfahrtstafel auf Autobahnen und Landstraßen überaus hilfreich. Sinnvoll ist auch die Anzeige der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, wobei allerdings es nicht klar war, ob das Gerät für einen Abschnitt keine Höchstgeschwindigkeit kennt oder ob es einfach keine (besondere) Begrenzung gibt, wenn keine Angabe eingeblendet wurde. Diesbezüglich wäre eine deutlichere Kennzeichnung sinnvoll gewesen. Ein netter Zusatz war zudem die Anzeige von Warn- und Hinweisschildern zu beispielsweise Wildwechsel oder Steinschlaggefahr.
Die spontane und auch die dauerhafte Sperrung von Abschnitten, die Eingabe von Zwischenzielen und die Planung von Routen waren überaus hilfreiche Features, wobei die Routenplanung sich leider als etwas kompliziert gestaltete.
Bei den ersten Navis von Becker konnte man sogar durch Anpassen der Konfigurationsdateien das Layout und Verhalten der Software umfassend beeinflussen und an die eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen anpassen. Diese tolle Möglichkeit wurde jedoch leider immer weiter erschwert. Eine weitere Schwachstelle bei den Becker-Geräten ist der Akku. Dieser verliert schnell an Leistung und kann leider nicht separat ersetzt werden.

Here We Go

Mit dem Konkurs des Unternehmens wird es nun Zeit, sich nach Alternativen umzusehen. Um nicht mit der Hardware an einen bestimmten Hersteller gebunden zu sein, erscheinen App-Angebote für Mobilgeräte recht interessant.
Bei der Navigation ist durch die notwendige Positionsbestimmung, die Aufwendigen Berechnungen, die Grafikdarstellung und der Displayhelligkeit der Stromverbrauch relativ hoch, so dass eine Stromversorgung notwendig ist. Das permanente Nachladen ist für Akkus leider problematisch. Ebenso dürfte der Betrieb des Geräts im heißen Fahrzeug im Sommer dem Akku schaden. Aus diesem Grund habe ich ein altes Smartphone eingesetzt, dessen Akku ohnehin schon zu schwach für den regulären Gebrauch ist. Ungewohnt umständlich ist das Anschließen des Geräts. Verwöhnt vom Becker MagClick Aktivadapter ist es eine Umstellung, das Smartphone in einer teilweise undurchdachten Handy-Halterung zu befestigen und immer wieder das USB-Kabel über einen friemligen Micro-USB-Stecker zu verbinden. Abhilfe könnten in Zukunft durchdachtere Halterungen und Wireless-Charging zu laden. Somit installierte ich mir auf einem alten ausrangierten Smartphone die Anwendung für Here-Maps. HERE bzw. Here.com (vormals Smart2Go, Map24, Navteq, Ovi Maps und Nokia Maps) ist ein Online-Geodatendienst und ein Navigationsprogramm, das ursprünglich von Nokia für Nokia-Smartphones entwickelt wurde, wie bei Wikipedia nachzulesen ist. Am 3. August 2015 wurde bekannt, dass Here von den drei deutschen Automobilherstellern Audi, BMW und Daimler übernommen wird, die jeweils ein Drittel von Here besitzen sollen. Nokia nannte 2,8 Milliarden Euro als Kaufpreis. Nachdem alle zuständigen Kartellbehörden zugestimmt hatten, gehört Here seit dem 4. Dezember 2015 den drei Automobilherstellern.
Das von Here verwendete Kartenmaterial von der Nokia-Tochter Navteq wurde zuletzt auch von Becker verwendet, so dass bezüglich des Kartematerials keine großen Überraschungen zu erwarten waren. Um den vollen Funktionsumfang nutzten zu können, ist die Anmeldung mit einem Account notwendig. Privatsphäre gibt es folglich keine. Im Gegenzug kann die Anwendung immerhin kostenfrei verwendet werden.
Die Darstellung des Kartenmaterials ist bei Here jedoch überaus schlecht gelöst. Die Straßen, also das zentrale Element, sind so dezent gezeichnet, dass man sie auf der Karte kaum sieht.
Die Kartendaten werden auf das Gerät geladen, so dass theoretisch keine Internetverbindung notwendig ist. Die Navigation stellte sich dann aber doch als Glücksspiel heraus. Als ich bei der Planung der Route die Strecke berechnen ließ, war eine Internetverbindung vorhanden. Die Berechnung der Strecke kann dann auf externe Server ausgelagert werden. Als dann bei der Fahrt die Internetverbindung in einem Funkloch abbrach, beschwerte sich die App darüber und die Navigation zum Ziel war nicht mehr möglich. Das ist verwunderlich, denn alle notwendigen Daten waren ja durch die Offline-Karten auch auf dem Gerät vorhanden.
In einem weiteren Versuch plante ich die Route ohne aktive Internetverbindung, um zu vermeiden, dass das Gerät eine solche für die eigentliche Fahrt ebenfalls voraussetzt. Aufgrund des Offline-Kartenmaterials war dies auch kein Problem. Die Anwendung benötigt eigentlich keine Internetverbindung. Theoretisch. Kurz vor dem Ziel löschte das Navi die bereits korrekt berechnete Strecke und weigerte sich die Route noch einmal offline zu berechnen. Es musste erst eine Internetverbindung hergestellt werden. Dann konnte das Gerät die Zielführung fortsetzten.
In vielen Situationen ist besonders der Spurführungs-Assistent hilfreich, der schon im Voraus mitteilt, auf welcher Fahrspur man sich einfädeln sollte, um möglichst gut zum Ziel zu kommen. Das Becker-Gerät hat hierfür entweder vereinfacht einzelne Pfeile für jede Fahrspur eingeblendet und die zu nehmenden Spuren hervorgehoben oder es hat gleich die Ausfahrtstafeln grafisch dargestellt und die Schilder für die korrekten Spuren hervorgehoben, wie bereits erwähnt. Diese Anzeige war so frühzeitig, dass ein problemloses Einfädeln normalerweise möglich war. Die Here-Anwendung tat sich damit deutlich schwerer und es war teilweise erst zu spät erkennbar, dass man eigentlich eine andere Spur hätte wählen müssen.

TomTom Go

Aufgrund der Totalausfälle bei der Navigation und den vielen anderen Mängeln der Anwendung werde ich nach einer anderen App suchen müssen. Interessant scheint die App “TomTom Go Navigation”. Diese ist derzeit jedoch leider nur für Apple-Anwender verfügbar. Android-Anwender müssen die ältere Version “TomTom Go Mobile” verwenden. Die Anwendung kann testweise für eine beschränkte Zeit, beziehungsweise für eine beschränkte Kilometeranzahl im Monat verwendet werden. Für eine darüberhinausgehende Nutzung muss ein Abo abgeschlossen werden. Für die neue App, die unter Android leider noch nicht verfügbar ist, kann ein Jahres-Abo für knapp 13 Euro abgeschlossen werden. Für die alte App müssen Android-Anwender tiefer in die Tasche greifen. Hier werden knapp 20 Euro im Jahr fällig.
Beim Start wurde in der App bereits Werbung für die neue Version gemacht, es ist jedoch nicht erkennbar, für wann das Update geplant ist. Bei einem ersten Test mit der älteren Version hat die Anwendung erfreulich zuverlässig funktioniert. Das Update dürfte dann noch weitere Verbesserungen mit sich bringen.
Wie mittlerweile üblich ist auch bei TomTom ein Account notwendig, um den vollen Funktionsumfang verwenden zu können. In den Geschäftsbedingungen räumt sich das Unternehmen natürlich die rechte zur umfassenden Nutzung der gesammelten Daten ein. Welche Daten übermittelt werden ist nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Dies könnte theoretisch bis zur Übertragung jeder gefahrenen Strecke mit den Geschwindigkeiten gehen. Für die Stauanalyse ist dies eine wichtige Funktion, bei Verknüpfung der Daten mit einem bestimmten Benutzerkonto ließen sich aber auch in vielen Jahren noch darüber Rückschlüsse ziehen, wie eine bestimmte Person gefahren ist (rasant oder rücksichtsvoll) oder auch wie sich das Fahrverhalten mit zunehmendem Alter verändert hat (unsicherer). Solche Daten werden gewiss auch für andere Unternehmen, wie etwa Versicherungen interessant sein.
Die Anmeldung eines Accounts offenbarte dann unangenehme Überraschungen. Die Sicherheit eines Passwortes basiert neben anderen Faktoren ganz wesentlich auf der Länge. Anwender sollten also möglichst lange Passwörter verwenden. Grundsätzlich sollte dies auch kein Problem sein. Da Passwörter ohnehin nicht im Klartext gespeichert werden sollten, sondern als sogenannter Hash-Wert, der völlig unabhängig von der Passwortlänge eine immer gleiche Länge hat, muss beim Datenbankdesign nicht berücksichtigt werden, wie viele Zeichen der Anwender für sein Passwort wählt. Eine sauber programmierte Anwendung kann also auch problemlos mit sehr langen Passwörtern umgehen und dies sollte sie auch tun.

TomTom Passwortlänge
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