Berichte

Luxushotels und Klimakatastrophe

Ein Leben in Luxus ist gewiss für viele Menschen verlockend. Einfach in ein Urlaubsdomizil fliegen und ein paar Tage in einem klimatisierten Luxushotel entspannen ohne dabei aufs Geld zuschauen. Auf die Umweltbilanz sollte man dabei natürlich erst recht nicht so genau schauen. Dem Microsoft-Gründer und Multimilliardär Bill Gates dürfte ein solch ausschweifendes Leben ohnehin missfallen, schließlich veröffentlichte er gerade ein Buch mit dem Titel „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“. Der CO2-Ausstoß muss auf null gebracht werden, fordert Gates, wie das Handelsblatt berichtete. „Selbst wenn wir den Wasserhahn bis auf ein Tröpfchen zudrehen, wird die Badewanne doch irgendwann voll sein und überlaufen.“.

In Anbetracht dieser Tatsachen erscheint es dann aber etwas paradox, dass Bill Gates auch gerade mit seiner Investment-Firma Cascade Investment die Mehrheit an der Luxus-Hotelkette Four Seasons übernommen hat. Während er den Menschen vom Umweltschutz predigt, möchte er vom ressourcenintensiven Bedürfnis nach ausschweifenden Luxus profitieren. Wie passt das zusammen? Nun, weniger Konsum ist für den Milliardär kein Ausweg, wie das Handelsblatt weiter berichtete. „Zwar sollten Großemittenten wie ich weniger Energie verbrauchen, doch die Welt insgesamt sollte mehr von den Gütern und Dienstleistungen in Anspruch nehmen.“. Herr Gates hat also schon einmal erkannt, dass er mit seinem Lebensstil durchaus ein Großemittent ist, also einen vergleichsweise großen negativen Einfluss auf die Umwelt hat. Einschränkungen im Lebensstil sind für ihn jedoch keine Option. Seine Lösung ist es stattdessen, alles auf “grüne Energie” umzustellen.
Es ist natürlich gut, sich zu fragen, wo die Energie herkommt und hier möglichst nachhaltige Möglichkeiten der Energiegewinnung zu schaffen. Dies ist jedoch zu kurz gedacht. Die Frage muss auch lauten, wo die Energie hingeht. Kann der Verbrauch verringert werden? Muss es wirklich ein vollklimatisiertes 150-Quadratmeter Hotelzimmer sein oder reicht vielleicht auch ein kleines 25-Quadratmeter-Zimmer für die Übernachtung? Um ein großes Zimmer zu kühlen, wird naheliegenderweise mehr Strom benötigt als für die Klimatisierung eines keinen Zimmers. Auch wenn der Strom mittels Windenergie erzeugt wird, hat dies einen negativen Einfluss auf die Umwelt. Bereits für den Aufbau der Anlagen werden Ressourcen benötigt und Flächen versiegelt. Irgendwann müssen die Anlagen wieder abgebaut und ersetzt werden. Die in den Flügelblättern verbauten Verbundwerksoffe, also Glasfaser- und Carbonfaser-verstärkten Kunststoffe, lassen sich kaum noch trennen, weshalb die Blätter häufig verbrannt werden. Und auch in Flugzeugen und Fahrzeugen werden immer komplexere Werkstoffe verbaut, die irgendwann entsorgt werden müssen. Es sollte schnell kar werden, dass die Umweltbelastung auch dann enorm hoch ist, wenn wird den gesamten Strom aus Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken erhalten. Der Materialbedarf lässt sich auf absehbare Zeit nicht aus nachwachsenden kompostierbaren Rohstoffen decken. Eine Reduktion ist entsprechend eher durch eine gewisse Zurückhaltung zu realisieren. Kurz gesagt: weniger verbrauchen, mehr reparieren. Eine solche Tendenz zeichnet sich aber nicht ab. Wegwerfprodukte und Verschwendung bestimmen unseren Alltag. (Geplante) Obsoleszenz ist zwar schlecht für die Umwelt, wird aber von der Politik offensichtlich geduldet, da sie dazu beiträgt, das Wirtschaftswachstum anzuheizen. Dies führt dann zu der paradoxen Situation, dass wir Smartphones mit Ökostrom laden, dann aber in kurzen Abständen die eigentlich noch funktionierende Smartphones wegwerfen und durch neue Geräte ersetzen müssen, weil der festgeklebte Akku zu schwach wird oder es keine Updates mehr für das Betriebssystem gibt. Nach der vorherrschenden Logik nennt man es dann “Umweltschutz”, wenn man umweltschädliche Wegwerfprodukte mit ein bisschen Ökostrom betankt.

Die Reduzierung des Ressourcenverbrauches ist also ein wichtiger Teil des Umweltschutzes. Das heißt natürlich nicht, dass die Menschheit nun wieder in Höhlen ziehen und sich von gesammelten Beeren und Früchten ernähren soll. Aber das andere Extrem, ein Leben in überdimensionierten Villen und Luxushotels kann auch keine Option sein. Die Frage ist dann jedoch, welcher Lebensstand akzeptabel ist. Für ein hungerndes Kind in Afrika erscheint bereits ein kleines Einfamilienhaus dekadent, während ein Milliardär sich als bescheiden bezeichnen würde, wenn seine Motoryacht keinen Hubschrauberlandeplatz hat. Es wäre allerdings gewiss möglich, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, wenn die Wirtschaft darauf ausgerichtet wäre. Langlebige, reparierbare und aufrüstbare Produkte könnten einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz leisten. In einem Finanz- und Wirtschaftssystem, das grenzenloses exponentielles Wirtschaftswachstum benötigt, sind solche Entwicklungen jedoch undenkbar. In einem solchen System wird man einfach weiter Vollgas geben und dann ein bisschen die Handbremse anziehen, indem man versucht, mit teuren Alibi-Maßnahmen die Symptome zu lindern. Dadurch wird das Leben für viele Menschen immer unbezahlbarer, während die Reichen weiterhin mit dem Privatjet zum Urlaub in ein Luxushotel fliegen. Das Quietschen und Rauchen der “angezogenen Handbremse”, beziehungsweise die Folgen der teuren “Umweltschutzmaßnahmen” wird man dann als Beweis für die Wirksamkeit der Maßnahmen deuten.
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