Berichte

Ein Blick in die Statistiken der Corona-Pandemie

Der nächste Corona-Winter steht vor der Tür und wenn man den Experten und den Medien glaubt, wird die Menschheit diesmal endgültig aussterben. Letztes Jahr ist es gerade nochmal gut gegangen und die Überlebenden singen jetzt mit der Berliner Fun-Metal-Band Knorkator zusammen den Refrain des Liedes Wir werden

Wir werden alle sterben. Haltet euch bereit!
Die Zeichen sind eindeutig, bald ist es soweit.
Vielleicht schon heute Abend, vielleicht in einem Jahr
Doch alle werden sterben, traurig aber wahr!

Allerdings muss ich gestehen, dass das Ende der Menschheit an mir weitgehend unbemerkt vorübergezogen ist. Laut dem Bundesgesundheitsminister werden sich ziemlich sicher alle Menschen infizieren und in diesem Corona-Winter wird nichts gut, wie der renomierte Tagesspiegel zu berichten weiß. Da wundert es nicht, dass die Intensivbetten knapp werden.
Ja, wenn man die Medien konsumiert, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Situation unkontrollierbar geworden ist. Ich habe bislang aber noch keine Bilder und Videoreportagen von Menschen gesehen, die auf notdürftig aufgestellten Feldbetten in den überfüllten Krankenhausfluren sterben. Und bei einer Unterhaltung mit einem Verkäufer in einem Baumarkt war auch keine besondere Dramatik zu erkennen. Bei seinen Kollegen gab es keine nennenswerten Ausfälle wegen Corona. Auch in den anderen Geschäften habe ich bislang keinen Mitarbeitermangel erkennen können, der über das normale Maß hinausging, obwohl Verkäufer naturgemäß viele Kontakte mit anderen Menschen haben und somit besonders gefährdet sein dürften. Ganz im Gegenteil hatte ich kürzlich in einem Laden, in welchem Service eher nicht zu den Stärken gehört, das Vergnügen, gleich ein ganzes Rudel an Verkäufern für eine Frage zu einem Produkt vorzufinden. Alle waren gesund und munter. Und auch in meinem Umfeld weiß ich nur von wenigen, die zumindest mal einen positiven Corona-Test hatten.
Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass Corona nur dank der Medien noch ein Gesprächsthema ist. Natürlich gibt es auch dramatische Fälle von schwer an Corona erkrankten und an der Infektion sterbenden Menschen. Jeder Einzelfall ist schlimm und tragisch. Aber auch andere Erkrankungen stellen eine große Gefahr dar. Viele der Erkrankungen oder auch Verletzungen sind auf eine ungesunde oder rücksichtslose Lebensweise zurückzuführen und könnten somit vermieden werden. Drogen, wie Alkohol und Zigaretten, müssten unablässig und konsequent angeprangert werden, wenn man tatsächlich am Wohl der Menschen interessiert ist. Ebenso ungesundes Fast-Food. Und während Impf-Verweigerer geächtet und vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden, dürfen notorische Auto-Raser sich auch dann noch frei und unbehelligt bewegen, wenn sie schon mehrfach andere Menschen in Lebensgefahr gebracht haben. Wenn Menschen leiden und sterben, sehen Politiker also offensichtlich normalerweise keinen größeren Grund zur Beunruhigung oder gar zum Handeln. In Hinblick auf Corona überschlagen sie sich jedoch mit Aktionismus und immer massiveren Einschränkungen der Freiheit … alles zum Schutz der Menschen.

Der Eindruck, den die Medien vermitteln steht in einem völligen Gegensatz zur täglich erlebten Wirklichkeit. Natürlich kann der Eindruck täuschen und vielleicht sehe ich die Auswirkungen einfach nicht. Vielleicht haben die Medien ja doch recht? Tja, das ist der interessante Teil. Wenn ich die Beiträge mit den dramatisch klingenden Überschriften genauer durchlese, dann relativiert sich die Dramatik schnell. Während die Überschriften noch ein regelrechtes Horrorszenario vor dem geistigen Auge auftauchen lassen, sieht die Welt nicht mehr so schlimm aus, wenn man sich die Statistiken in den Beiträgen ansieht. So berichteten Medien über die dramatische Situation im Ostalbkreis. Dort lagen fünf Patienten wegen oder auch nur mit Corona auf den Intensivstationen verteilt auf vier Krankenhäuser. In einem Landkreis mit 300.000 Einwohner lagen also zeitgleich insgesamt fünf Menschen wegen oder mit Corona in vier Krankenhäusern. Also ein bis zwei Menschen pro Krankenhaus. Wenn das Gesundheitssystem damit an die Grenzen stößt und die Medien darüber berichten, dann darf es im Ostalbkreis kein Unfall mit hunderten Verletzten geben, die medizinisch behandelt werden müssen. Nicht auszudenken, welches Chaos dann ausbricht.

Ein Blick in den Beitrag mit der dramatisch klingenden Überschrift “Thüringen hat kaum noch freie Intensivbetten” zeigt auch, dass die Situation weniger schlimm zu sein scheint, als es der Titel vermuten lässt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow warnt zwar, dass “wir in den nächsten Tagen an die Situation kommen, dass wir nicht mehr genügend Intensivbetten haben”, aber die darunter abgebildete Statistik zeigt ein völlig anderes Bild. 668 Intensivbetten sind belegt, 99 davon mit Covid-Patienten. 72 Betten sind noch frei. Die Notfallreservekapazität an Betten liegt bei 324.
Interessant ist dabei, dass die Anzaahl der gesamten verfügbaren Betten (ohne Notfallreserve) während Corona von 1100 beständig auf etwa 700 bis 800 reduziert wurde! Zudem fällt auf, dass die Anzahl der freien Betten während des gesamten Jahres um etwa 100 Betten pendelt. Dieser Puffer wurde auch dann nicht nennenswert kleiner, wenn mehr Betten belegt waren. Die Anzahl der Verfügbaren Betten entspricht also im Prinzip immer der vereinfachten Formel: Anzahl der benötigten Betten + 100. Krankenhäuser scheinen da sehr flexibel zu sein. Anfang des Jahres waren beispielsweise etwa 800 Betten belegt und trotzdem waren noch 100 Betten frei. Derzeit sind 700 Betten belegt aber nur noch 70 Betten frei. Wenn selbst 800 Patienten versorgt werden können und eine Reserve von 100 Betten besteht, dann sollte es bei 700 Patienten erst recht keine Probleme geben, auch wenn weniger freie Betten gemeldet werden. Fehlende Betten können offensichtlich flexibel bereitgestellt werden, wenn der Bedarf besteht. Krankenhäuser scheinen die Betten je nach Bedarf bereitzustellen. Aus wirtschaflticher Sicht ist dies naheliegend und kein Grund zur Sorge. Dies wird aber nicht erwähnt. Stattdessen betont man, dass die Betten knapp werden. Dabei käme niemand auf die Idee zu warnen, dass der Sprit an der Tankstelle knapp ist, nur weil der Tankstellenbetreiber lediglich den Treibstoff in seinen Tanks lagert, den er in den nächsten Tagen verkaufen wird und die Tanks bei Bedarf dann wieder auffüllt.

In der Tat gab es in den letzten Wochen einen Anstieg an Corona-Patienten, wie der Statistik zu entnehmen ist. Allerdings war der Stand in den Monaten zuvor so niedrig, dass er in der Statistik kaum sichtbar ist. Genau wie vor einem Jahr kommen in der kalten Jahreszeit nun wieder mehr Fälle hinzu, was nicht unbedingt ungewöhnlich für eine Infektionskrankheit ist. Und wie letztes Jahr wird die Anzahl nicht grenzenlos zunehmen, sondern ein bestimmtes Niveau erreichen und dann wieder abfallen. Die Politiker vermitteln mit der Aussage dass “wir in den nächsten Tagen an die Situation kommen, dass wir nicht mehr genügend Intensivbetten haben” jedoch den Eindruck, als würde der Anstieg jetzt beständig weitergehen und nicht mehr zum Stillstand kommen. Dies widerspricht jedoch völlig der Erfahrung mit Corona aus dem letzten Jahr und mit Infektionskrankheiten im Allgemeinen.

Da mittlerweile ein großer Teil der Bevölkerung geimpft und damit laut RKI angeblich zuverlässig vor schweren Verläufen mit Hospitalisierung geschützt ist, ist damit zu rechnen, dass dieses Jahr deutlich weniger Patienten wegen Corona auf die Intensivstationen müssen. In der besonders gefährdeten Gruppe der über 60-jährigen sind je nach Bundesland zwischen knapp 80 und 95 Prozent der Menschen über 60 Jahre geimpft. Wenn diese tatsächlich keinen schweren Verlauf mehr zu fürchten haben, ist folglich auch nicht mehr mit einer Überlastung der Intensivstationen zu rechnen. Solle es dennoch zu einer Überlastung kommen, würde dies bedeuten, dass entweder die Bettenkapazität dieses Jahr extrem gering ist oder dass die Impfung nicht die versprochene Wirkung hat.
In Thüringen waren beispielsweise laut der bei n-tv gezeigten Statistik im letzten Winter an Spitzentagen 230 Patienten wegen oder mit Corona auf der Intensivstation. Während dieser Phase begann man mit den ersten Impfungen. Die Impfquote der “vollständig Geimpften” war demnach im letzten Winter zunächst noch sehr gering. Mittlerweile sind in Thüringen über 60 Prozent der Erwachsenen geimpft. Von den über 60-jährigen sind sogar über 80 Prozent geimpft. Wenn (abgerundet) nur 60 Prozent der Menschen nun geimpft sind und tatsächlich zuverlässig vor einem schweren Verlauf mit Hospitalisierung geschützt sind, dann müsste die Anzahl der Intensivpatienten rechnerisch auf deutlich unter die Hälfte des Wertes von 230 Patienten im letzten Jahr fallen. Es ist also an Spitzentagen in Thüringen schlimmstenfalls mit 100 Patienten gleichzeitig zu rechnen, die wegen oder mit Corona intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Wenn letztes Jahr 200 Patienten in Thüringen gleichzeitig versorgt werden konnten, dann sollten 100 Patienten dieses Jahr kein Problem darstellen. Zumal man sich jetzt darauf noch besser vorbereiten konnte und auch mehr Erfahrung und Wissen als letztes Jahr hat.
Der Wert von 100 Patienten ist allerdings bereits erreicht. Sollte er weiter steigen, dann wäre zu klären, wie es zu der Diskrepanz zwischen der statistischen Erwartung und der tatsächlichen Fallzahl kommt. Wieso müssen trotz Impfung so viele Menschen auf die Intensivstation?

Aufschlussreich ist auch der Hinweis unter der nächsten Grafik:

Hinweis: Feiertagsbedingt verringertes Meldeaufkommen über Weihnachten, Neujahr und Ostern.

Feuerwehren, Rettungsdienste und die Polizei arbeiten an 365 Tagen im Jahr. Das ist naheliegend, denn wenn sie benötigt werden, geht es häufig um Leben und Tod. Auch an Wochenenden und Feiertagen. Es wäre unvorstellbar, wenn man freitag Nachmittag die Feuerwehr ruft und ein Anrufbeantworter mitteilt, dass man außerhalb der Geschäftszeiten anruft und sich am Montag wieder melden soll.
Bei Corona geht es auch um Leben und Tod. Wenn man den Politikern und Medien glaubt ist sogar die gesamte Menschheit in größter Gefahr und kann nur noch durch massive Freiheitsbeschränkungen und drei-, vier- oder fünffach-Impfungen gerettet werden. Wie kann es dann aber sein, dass an Feiertagen der Kampf gegen die Pandemie pausiert wird? Wir haben also eine epidemische Notlage nationaler (oder besser gesagt globaler) Tragweite … nur nicht an den Feiertagen?


Update (09.11.2021):

Bislang habe ich in die Überlegungen die ansteckendere Delta-Variante nicht mit einbezogen. Diese Corona-Variante könnte dazu geführt haben, dass die Infektions- und Hostitalisierungszahlen so weit ansteigen, dass selbst eine wirksame Impfung den Schaden bestenfalls abmildern kann. Dadurch käme es dann trotz Impfung zu mehr Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Ohne Impfung wären die Zahlen dann jedoch noch höher.
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