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Ein Blackout ist ein Stromausfall aber nicht jeder Stromausfall ist ein Blackout

Die Versorgung mit Gas und Strom ist derzeit nicht mehr so zuverlässig, wie man dies in der Vergangenheit gewohnt war. Politiker und Medien behaupten zwar, dass keine Gefahr für einen umfassenden Blackout besteht, aber ausgeschlossen kann dieses Szenario nicht werden. Leider gibt es keine allgemeingültige Definition, was ein “Blackout” ist. Allerdings kann man zur Abgrenzung eines Blackouts von einem “normalen” Stromausfall sagen, dass man unter einem Blackout einen plötzlichen überregionalen, weite Teile Europas umfassenden und länger andauernden Strom- sowie Infrastruktur- und Versorgungsausfall versteht. Entscheidend ist, dass auch die anderen Infrastrukturen betroffen sind und eine Hilfe von “außen” nicht erwartbar ist. Bei einem Blackout sind die Hoch- und Höchstspannungsnetze auf Kraftwerksebene betroffen und nicht nur regionale Hausanschlüsse.

Leider wird in den Medien mitunter jeder winzige Stromausfall eines einzelnen Gebäudes als Blackout bezeichnet. Das trägt leider zur Verwirrung bei. So titelte Nordbayern kürzlich: “Blackout in Nürnberger Pflegeheim sorgt für Großeinsatz”. Der Titel wurde mittlerweile immerhin angepasst. Jetzt heißt es passender: “Stromausfall in Nürnberger Pflegeheim sorgt für Großeinsatz“.

Der Artikel ist aber noch in weiteren Teilen aufschlussreich.

Wenn schon bei einem Stromausfall in einem einzigen Pflegeheim zu einem Großeinsatz der Rettungskräfte führt, dann kann man sich überlegen, welches Aufgebot an Blaulicht-Kräften nötig ist, wenn der Strom im ganzen Land ausfällt und damit nicht nur sämtliche Pflegeheime auf Hilfe angewiesen sind, sondern alle anderen Einrichtungen auch. In Anbetracht eines europaweiten Verbundnetzes kann sich ein deutschlandweiter Stromausfall (oder der Ausfall in einem anderen Land in Europa bis hin zur Ukraine) auch auf die übrigen Länder auswirken. Bei einem solchen Ereignis wird es dann keine der Situation gerecht werdende Hilfe von außen mehr geben, da auch die Nachbarn betroffen wären.

Das Pflegeheim wurde dann mit einem Stromaggregat versorgt. Gegen 21:45 ist dieses dann ausgefallen. Es wird also deutlich, dass Stromaggregate keine zuverlässige Stromversorgung über viele Stunden oder gar Tage hinweg garantieren. Bei einem Blackout wird auch kein Service-Techniker kommen und die Lieferketten für Ersatzteile und Betriebsmittel werden zusammenbrechen.

Im Artikel wird berichtet, dass eine Person, die auf ein Sauerstoffgerät angewiesen ist, in ein Krankenhaus verlegt wurde. In einem Blackout wird aber auch das Krankenhaus nach wenigen Tagen in größere Schwierigkeiten geraten und müsste evakuiert werden. Doch wohin?

Nordbayern schreibt weiter, dass Oberbranddirektor Skrok nicht davon ausgeht, dass es einen flächendeckenden Blackout gibt. Höchstens lokale Ausfälle, wie im Pflegeheim geschehen. Meinem Eindruck nach scheint dies die allgemeine Einstellung der Rettungskräfte und der Behörden widerzuspiegeln. Mit lokalen Stromausfällen rechnet man und ist darauf vorbereitet. Auf einen richtigen Blackout ist man jedoch überhaupt nicht vorbereitet, sofern dies überhaupt möglich ist. Wenn in einem Stadtteil der Strom ausfällt, während außen Herum alles seinen gewohnten Gang geht, dann kann man den Stadtteil leicht weiter versorgen. Hierfür gibt es genug Einsatzkräfte und Ressourcen. Wenn aber der Strom im ganzen Land ausfällt, dann werden die Rettungskräfte völlig überfordert sein und insbesondere auch selbst unter den Verwerfungen leiden.

Es mag sein, dass ein Blackout sehr unwahrscheinlich ist. Aber nicht darauf vorbereitet zu sein, wäre im Falle des Eintritts eines solchen Ereignisses fatal. Ein vernünftiger Autofahrer würde sich ja auch selbst nach 40 Jahren unfallfreien Fahrens dennoch weiterhin anschnallen. Auch wenn bislang noch kein Unfall eintrat und es damit so aussieht, als wäre die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall für ihn extrem gering, kann bereits die nächste Fahrt in den Leitplanken enden. Selbst bei vorsichtiger Fahrweise kann ein Unfall nicht ausgeschlossen werden, da kein Fahrer alle Ereignisse um ihn herum kontrollieren kann. Beim Stromnetz ist es ähnlich. Selbst wenn die meisten Techniker eine hervorragende Arbeit machen, kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob nicht doch irgendwo ein Mensch einen Fehler macht, ein Angriff stattfindet oder einfach eine Verkettung unglücklicher Zufälle zur Katastrophe führt.

Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit x Schadensschwere

Bei extremer Schadensschwere, wie sie in einem Blackout zweifelsohne gegeben ist, wäre das Risiko gemäß der genannten Formel also selbst bei einer geringen Eintrittswahrscheinlichkeit sehr hoch. Dennoch wird ein möglicher Blackout als Lappalie angesehen. Das ist überaus leichtsinnig!
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