Berichte

Ein bisschen Brot für die Welt … und viel Brot für die Ultrareichen

Der Schutz der Umwelt und auch der vielen Geschöpfe, die gemeinsam mit uns auf diesem Planeten leben, sollte das höchste Ziel der Menschheit sein. Dementsprechend ist es grundsätzlich zu begrüßen, wenn der Umweltschutzgedanke in zukünftige politische Entscheidungen mit einfließt.

Nun drängt Grünen-Chefin Baerbock darauf, dass das Klimaziel von 1,5-Grad für die künftige Regierung als Messlatte für neue Gesetze gelten soll.

Die Bekämpfung der Klimakrise ist eins der existenziellen Themen der Menschheit. Das soll sich auch im Kurs der neuen Bundesregierung zeigen. Grünen-Chefin Annalena Baerbock fordert von der künftigen Ampel-Koalition einen verbindlichen Klimacheck, bevor sie Gesetze verabschiedet.

Quelle: Spiegel: Baerbock fordert Klimacheck für alle neuen Gesetze

Frau Baerbock fordert zur Erreichung des “Klimaziels” zukünftig einen verbindlichen Klimacheck, bevor Gesetze verabschiedet werden. Ich würde mich dem gerne mit einer Forderung anschließen: Ich fordere, dass endlich genauer geschaut wird, wofür wir die Energie und die vielen Ressourcen eigentlich verbrauchen. Meine Vermutungen:

  • Viele Waren sind besonders kurzlebig. Vielleicht sind sogar im Rahmen einer geplanten Obsoleszenz “Sollbruchstellen” eingebaut, welche die Lebensdauer eines Produktes künstlich verkürzen. Dies kann auch der Fall sein, wenn wichtige Software-Updates nur für kurze Zeit oder überhaupt nicht angeboten werden.
  • Die Wartung, Reparatur und Modernisierung von Produkten wird künstlich erschwert, indem Gehäuse beispielsweise verklebt werden und Akkus nicht ohne Zerstörung des Produktes ausgetauscht werden können.
  • Ersatzteile werden nicht oder nur zu extrem hohen Preisen zur Verfügung gestellt, so dass Produkte ausgetauscht anstatt reapriert werden.
  • Reparaturen sind durch das Steuer- und Abgabesystem in Deutschland so teuer, dass es billiger ist aus Fernost ein komplettes neues Produkt zu kaufen, als ein kleines Zahnrad auszutauschen.
  • Für Reparaturen notwendige Dokumentationen, wie etwa Explosionszeichnungen werden nicht zugänglich gemacht.
  • Unnötige Ressourcenverschwendung, die nur der Vermarktung dienen, wie etwa übergroßer Verpackungen, mehrere Lagen an bunten Folien und Schachteln um ein Produkt, offene Kühlregale, …
  • Anreize, die dazu dienen, eigentlich noch funktionierende Produkte vorzeitig zu entsorgen oder Verschrotten, um möglichst schnell neue Produkte zu kaufen, wie etwa die “Abwrackprämie”, könnten dazu führen das in der Gesamtbilanz die Umweltbelastung höher ist, als würde das alte Produkt noch weiter verwendet.
  • Unnötiger Berufsverkehr, weil Arbeitgeber mobiles Arbeiten und Homeoffice nicht dulden, obwohl diese Arbeitsformen möglich wären.

Die oben genannten Punkte sind in weiten Teilen die logischen Folgen eines Wirtschaftssystems, das auf ein grenzenloses exponentielles Wachstum angewiesen ist, um die Umverteilung der Vermögen durch Zins und Zinseszins auszugleichen, beziehungsweise zu ermöglichen. So lange es einen beständigen Wachstumszwang gibt, müssen auch immer mehr Ressourcen aufgewendet werden, damit das System nicht zusammenbricht. In der Fantasie der Politiker mögen Klimaschutz und Wirtschaftswachstum keine Gegensätze sein, wie beispielsweise Frau Baerbock betonte. Dies ist aber ein Trugschluss. Selbst für Solaranlagen und Windkraftanlagen werden große Mengen an Ressourcen benötigt, die der Natur entnommen und teilweise tausende Kilometer bis zum Verwendungsort transportiert werden müssen. Zudem stellen die Anlagen immer einen massiven Eingriff in die Natur dar. Nicht nur der sichtbare Teil, sondern auch die massiven Beton-Fundamente sind hierbei zu berücksichtigen. Außerdem sind diese Anlagen nur begrenzt haltbar und müssen irgendwann aufwändig zurückgebaut werden. Die verwendeten Komponenten sind jedoch teilweise so stark miteinander verbunden, dass eine Trennung in die einzelnen Bestandteile und eine sinnvolle Weiterverwendung nur schwer wirtschaftlich möglich ist.

Im Rahmen der Klimaschutzdebatte müssen wir auch die Verteilung der Vermögen berücksichtigen. Natürlich haben Multimilliardäre im Rahmen der aktuellen Gesetze das Recht, ihr Vermögen gewinnbringend einzusetzen, so dass ihnen im Laufe der Zeit immer mehr Kapitalerträge zufließen, die sie dann wieder einsetzen können, um ihr Vermögen noch weiter zu vergrößern. Das ist ein ganz normaler Teil des heutigen globalen Finanz- und Wirtschaftssystems. Die Gesellschaft und auch die Politiker sollten sich aber die Konsequenzen bewusst machen. Auch die Kapitalgewinne der Ultrareichen müssen zwangsläufig erarbeitet werden. Dies geht immer mit einem umweltbelastenden Energie- und Ressourcenverbrauch einher. Die Ultrareichen haben jedoch bereits ein Vermögen, das so groß ist, dass sie es im gesamten Leben nicht mehr aufbrauchen können. Jeder weitere Dollar, Euro oder Yen, der ihnen zufließt, kann daher nicht mehr nennenswert der Steigerung der Lebensqualität dienen. Der sogenannte Grenznutzen ist längst überschritten. Zusätzliche Aufwände zur weiteren Steigerung der Einnahmen haben somit für den Vermögensbesitzer keinen persönlichen Nutzen mehr, gehen aber immer noch mit dem gleichen Energie- und Ressourcenverbrauch einher, als hätten sie noch einen großen Nutzen.

Bei Gütern gilt in der Regel das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen: Konsumiert eine Person nach einem ersten Gut G1 ein weiteres Gut G2, nimmt der Nutzen dieses Gutes G ab. Beispielsweise nimmt der Grenznutzen von Brötchen ab einer bestimmten Menge immer weiter ab. Eine Person kann in einer bestimmten Zeit ein Brötchen konsumieren. Ab einer bestimmten Menge an Brötchen nimmt der Nutzen jedes weiteren Brötchens ab. 10 Brötchen haben nicht den 10-fachen Nutzen wie ein Brötchen und 100 Brötchen nicht den hundertfachen. Ähnliches gilt für das finanzielle Einkommen. Zwar kann eine Person etwa ein monatliches Einkommen von 1000 Euro in einer bestimmten Zeit ausgeben. Der Nutzen weiterer Einnahmen steigt aber nicht proportional ins Beliebige. Ein Einkommen von 100.000 Euro im Monat hat nicht den 100-fachen Nutzen für dieselbe Person, da zahlreiche Bedürfnisse bereits befriedigt worden sind.

Quelle: Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Grenznutzen

Das Beispiel bei Wikipedia veranschaulicht die Situation recht gut. Wenn jemand ein Brot herstellt, welches er dann isst, um nicht zu verhungern, dann ist der Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung damit begründet, das Überleben sicherzustellen. Wenn jemand bereits tausende oder gar hunderttausende Brote in der Vorratskammer liegen hat und für ihn ständig weiter Brote produziert werden, die er niemals essen kann, dann würde man feststellen, dass zwar Ressourcen verbraucht werden, jedoch kein Nutzen mehr damit verbunden ist. Möchte man Ressourcen sparen, wäre es naheliegend, dem Besitzer des Brotvorrates keine weiteren Brote mehr zu backen, bis die vorhandenen Brote aufgebraucht sind. Dadurch ließen sich die entsprechenden Ressourcen einsparen ohne dass jemand hungern müsste oder einen schlechteren Lebensstandard hätte.
Die Politiker sprechen jedoch dieses Problem nichteinmal an. Sie stellen nicht in Frage, dass jemand, der bildlich gesprochen schon hunderttausende Brote gehortet hat, jeden Tag ohne Rücksicht auf die Umwelt noch dutzende Brote gebacken bekommt. Stattdessen werden die Politiker die Umweltschutzgesetze in Zukunft gewiss zunehmend dahingehend verschärfen, dass die Menschen, welche den Ultrareichen die Brote backen aber selbst kaum genug Brote zum Essen haben, noch kürzer treten und irgendwann von Krümeln leben müssen, während andernorts die Vorratskammern aus allen Nähten platzen.

So lange es normal ist, dass wir Energie und Ressourcen verschwenden, um eigentlich noch funktionierende Produkte auszutauschen und Millionen Menschen nicht nur für ihren eigenen Lebensunterhalt arbeiten, sondern auch dafür, die unvorstellbaren Vermögen der Ultrareichen noch weiter anwachsen zu lassen, sind die vorgegebenen Klimaschutz-Ziele der Politiker bestenfalls Makulatur.
Es ist nicht damit zu Rechnen, dass Frau Baerbock und ihre Kollegen die Gesetze zukünftig so planen, dass der Ressourcenverbrauch dort begrenzt wird, wo er ohnehin keinen Nutzen mehr bringt. Stattdessen werden die Menschen die Ressourcen dort sparen müssen, wo die Ressourcen eigentlich noch nutzbringend eingesetzt werden, der Grenznutzen also eigentlich noch nicht erreicht ist. Dadurch wird der Lebensstandard der meisten Menschen sinken, während die Ultrareichen weiterhin beliebig Ressourcen verbrauchen und die Umwelt zerstören können. Und wenn in Zukunft der Lagerarbeiter nach Feierabend mit dem Lastenfahrrad zum Einkaufen fahren muss, um das Klima zu retten, während die Ultrareichen wieder mit ihren Privatraketen einen Nachmittagsausflug ins Weltall machen, wird dies selbstverständlich trotz “Klimacheck” durch die Regeln, Gesetze und Vorschriften legitimiert sein.
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