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Deutsche Politiker schwärmen von den Verhältnissen in Bhutan und Kenia

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz ist begeistert von Bhutans Regierungskonzept und fasziniert von “Bruttonationalglück”. Und die deutsche Außenministerin Analena Baerbock schwärmt davon, wie Kenia zeigt, was wir in Sachen Ambition und Tempo von anderen Staaten lernen können. Schon jetzt bezieht Kenia etwa 90 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen. Im Jahr 2030 soll der Anteil bei 100 Prozent liegen. Das ist beispielhaft.

Deutschland hat ein Bruttoinlandsprodukt von über 51.000 Dollar je Einwohner. Bhutan liegt bei etwa 3.000 Dollar je Einwohner und Kenia bei etwas über 2.000 Dollar je Einwohner. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Bhutan und Kenia sind diesbezüglich also weit abgeschlagen. Die Lebenserwartung liegt in diesen Ländern 10 bis 20 Jahre unter der Lebenserwartung in Deutschland.
Die Anzahl der praktizierenden Ärzte je 100.000 Einwohner liegt in Bhutan bei 0,5, in Kenia bei 0,2 und in Deutschland bei 4,4. Bedenkt man, dass die Wartezeiten für einen Arzttermin selbst ein einer solch vergleichsweise hohen Ärztedichte hierzulande mitunter viele Wochen bist Monate betragen kann, darf sich jeder selbst überlegen wie es in Bhutan und in Kenia um die medizinische Versorgung bestellt ist.
Über die Hälfte der erwerbstätigen Menschen ist in Bhutan und in Kenia in der Land- und Forstwirtschaft tätig, während der Anteil in Deutschland bei gerade einmal 1,2 Prozent liegt Ein Großteil der Menschen wird sich und die eigene Familie also in Bhutan und Kenia einfach selbst versorgen. In Deutschland undenkbar Hier kann man froh sein wenn man einen kleinen Vorgarten sein eigen nennen darf. Diese Fläche wird keine Familie ernähren. Und wer in einer deutschen Großstadt lebt, hat vielleicht gerade noch genug Platz für einen Blumentopf auf der Fensterbank, sofern es die Eigentümergemeinschaft gestattet.
In Kenia haben etwa 18 Personen je 100.000 Einwohner einen PKW. In Deutschland über 550. Solche niedrigen Zahlen bei der individuellen Mobilität, wie in Kenia, dürfte die Politiker der Grünen natürlich freuen, aber unter solchen Bedingungen sind dann keine Pendel-Strecken von 100 Kilometern und mehr für Arbeitnehmer realistisch. In Deutschland wird diese Mobilität derzeit noch als völlig selbstverständlich angesehen und von Arbeitnehmern erwartet. Dementsprechend liegen die Kohlendioxid-Emmisionen in Bhutan mit 2,3 Tonnen je Einwohner und in Kenia mit 0,4 Tonnen je Einwohner natürlich deutlich niedriger, als in Deutschland mit 8,1 Tonnen je Einwohner. Dies ist aber nicht einem überragenden Klimaschutzbewusstsein geschuldet, sondern der Armut. Es ist davon auszugehen, dass die Fahrzeuge in Bhutan und Kenia deutlich schlechter hinsichtlich Effizienz und Emissionen sind, als die Fahrzeuge in Deutschland.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien lag in Bhutan mit über 82 Prozent und in Kenia mit immerhin 68 Prozent zwar bereits 2019 deutlich höher, als in Deutschland mit damals lediglich 17 Prozent und der Anteil steigt weiter. In Bhutan und in Kenia ist eine zuverlässige Stromversorgung in Anbetracht der sehr überschaubaren Industrialisierung aber auch von deutlich geringerer Priorität. Die Schäden bei Stromausfällen sind in Deutschland deutlich größer als in einem Land, in dem ohnehin kaum Strom benötigt wird.

Wenn Politiker also von Bhutan und Kenia schwärmen und diese Länder als Vorbild sehen dann sollte man sich die Frage stellen in welche Richtung sich Deutschland zukünftig entwickeln wird. Vielleicht planen die Politiker ja eine unheilige Kombination aus Armut wie in Kenia und hohen Kosten, exorbitanten Steuerlasten und einer ausufernden Bürokratie, wie es in Deutschland selbstverständlich ist.

Immerhin ist in den beiden Ländern Bhutan und Kenia die Google-Street-View-Abdeckung besser, als in Deutschland, so dass man sich relativ unkompliziert ein grobes Bild von den dortigen Verhältnissen machen kann, auch wenn man nicht wie unsere Politiker die Möglichkeit hat, ständig auf Kosten anderer mit Regierungs-Jets durch die Welt zu reisen. Die Lebensverhältnisse sind in Bhutan und in Kenia sehr bescheiden. In Kenia verkaufen die Menschen die spärlichen Waren mitunter in notdürftig zusammengezimmerten Blechhütten an den Straßenrändern. Eine Baugenehmigung gäbe es dafür in Deutschland gewiss nicht.
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