Berichte

Der Ernst der Lage

Wenn ich mich mit anderen unterhalte, stelle ich fest, dass die Sorge vor Gas- und Stromausfällen nicht sehr groß ist. Krisen kommen häufig überraschend und auch eine Gasabschaltung oder größere Stromausfälle bis hin zu Blackouts werden vielleicht weitgehend ohne direkte Vorankündigung eintreten. Wenn auch noch kein konkretes Ereignis angekündigt wird, so wird doch selbst in den Mainstream-Medien zumindest vor dem Szenario eines Energiemangels umfassend berichtet. Ernst genommen werden die Medienberichte nicht.
Dies führt zu der paradoxen Situation, dass die Bevölkerung eigentlich gewarnt ist, aber dennoch völlig überrascht sein wird.

Würde man in die Vergangenheit reisen und dort gefragt werden, wie es in der Zukunft ist, was könnte man dann antworten?

Wir haben schnelle Autos, stehen damit aber im Stau.
Wir haben schnelle Züge, die fahren aber nicht zuverlässig.
Wir haben schnelle Kommunikationsmöglichkeiten, wie Radio, Fernsehen, Telefone,Smartphones, Computer, Tablets, das Internet … und dennoch scheinen die Menschen immer weniger zu wissen. Es war noch nie leichter, sich neue Erkenntnisse anzueignen und dennoch haben die Menschen keine Vorstellung davon, wie die Welt um sie herum funktioniert.

Während der Schulzeit sagte ich meinem Biolehrer und Direktor der Schule einmal: “Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht.” Darauf antwortete er schlagfertig: “Das heißt aber nicht, dass man nichts wissen muss, nur weil man weiß, wo es steht.”
Damit hatte er völlig recht. Das gesamte verfügbare Wissen auf der Welt nutzt dem Einzelnen nur wenig, wenn er kein solides Grundwissen hat, auf das er neues Wissen aufbauen kann. Von den Möglichkeiten der heutigen Zeit kann man nur profitieren, wenn man sich selbst ständig selbstständig weiterbildet.

Die meisten Menschen scheinen in Anbetracht der Medienvielfalt kapituliert zu haben und lassen sich nur noch von seichter Unterhalt berieseln. Die wichtigen Informationen nehmen viele Menschen nicht mehr zur Kenntnis oder können sie nicht einordnen. Demnach ist so manch einem auch der Ernst der Lage nicht bewusst.

Wer immer noch glaubt, dass eigentlich alles gut ist und wir im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat, wie es der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier formulierte, der sollte sich das Interview von Markus Lanz mit Robert Habeck, Minister für Wirtschaft und Klimaschutz

Wie realistisch ist ein Gasnotstand? | Markus Lanz vom 06. Juli 2022

zu Gemüte führen und dabei auf die feinen Aussagen in den Sätzen achten! Herr Habeck sieht es mit einer “demokratischen Begeisterung”, wie die Energieversorgung zusammenbricht und die Menschen den Gürtel solidarisch enger schnallen. Herr Habeck verharmlost die Situation natürlich, wenn er sagt, dass es doch kein Problem ist, die Schwimmbäder nicht mehr zu heizen. “Wenn Deutschland es nicht erträgt, dass Freibäder nicht geheizt sind, dann haben wir in Wahrheit kein Problem”. Auf den ersten Blick mag das stimmen. Wir brauchen keine beheizten Freibäder zum Überleben. Im Umkehrschluss heißt es aber, dass unsere Gesellschaft sich zukünftig auf die absolut lebensnotwendigen Dinge beschränken soll. Alles was nicht unbedingt notwendig ist, ist verzichtbar. Es wird nur noch ums Überleben gehen. Allerdings hängen viele Arbeitsplätze auch an nicht lebenswichtigen Dingen, wie Freizeiteinrichtungen, Kultureinrichtungen oder Schulen. Diese Jobs fallen dann weg und damit auch die damit verbundenen Einkommen. Die Verwerfungen werden entsprechend unermesslich und unvorhersehbar sein. Man kann in einem solchen Kartenhaus nicht einfach eine Karte herausziehen und davon ausgehen, dass das Kartenhaus stehen bleibt. Selbst wenn es eine Karte im Kartenspiel mit geringem Wert ist, trägt diese zur Stabilität so bei, wie ein ein Ass-Karte oder einer Königs-Karte.
Wenn es nicht gelingt, genügend Gas zu speichern, dann wird es laut Habeck weitere politische Aktionen erfordern. “Wir werden dann Maßnahmen, die in dem Energiesicherungsgesetz angedacht sind ziehen, und dann nicht mehr nur durch Kampagnen dafür sorgen, dass die Gasverbräuche heruntergehen.”. Die Drohung ist deutlich.
Im interview lobt er, dass die Menschen bereits “freiwillig” Energie sparen, weil die Preise so hoch sind und kommt dann wieder auf die politischen Optionen zu sprechen. “Darüber hinaus gibt es natürlich gesetzliche Möglichkeiten ein paar Dinge zu regeln und dann werden wir ein Instrument … ja genau, das mache ich mal nicht. Aber es gibt Vorschriften und Regeln für bestimmte Verbräuche, die man anpassen kann und dieses Energiesicherungsgesetz gibt uns eben auch, es ist eben ein sehr scharfes Gesetz, ein sehr machtvolles politisches Instrument, das man nur mit großer Vorsicht einsetzen darf. Es gibt uns eben auch die Möglichkeit, bestimmte Vorschriften zu machen, wo Verbräuche eingespart werden *müssen*! Dann reden wir eben nicht mehr über Freiwilligkeit.”.

Die Politik hält sich also offensichtlich nicht näher kommunizierte Optionen bereit, in alle möglichen Wirtschafts- und Lebensbereiche einzugreifen und das Leben der Menschen völlig einzuschränken um den Energieverbrauch zu reduzieren. Die Corona-Lockdowns und Ausgangssperren waren wohl nur eine kleine Vorschau auf das, was uns in naher Zukunft erwarten könnte.

Zieht euch warm an … im wahrsten Sinne des Wortes!
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