Berichte

Jugendliche an die Waffen!

Computerspiele mit gewalthaltigen Darstellungen, waren vor einiger Zeit in aller Munde. Politiker überschlugen sich schon bald mit Forderungen zur Eindämmung und zum Verbot der fiktionalen Gewalt um Kinder und Jugendliche zu schützen. Die Medien machten mit irreführender Berichterstattung Stimmung gegen diese sogenannten “Killerspiele”[1]. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat gar ein “Sofortprogramm zum wirksamen Schutz von Kindern und Jugendlichen vor extrem gewalthaltigen Computerspielen” gestartet[2].

1997 schrieb dann die dpa: “Hohe Geldbußen für ‘Killer-Spiele’ geplant”, und bezog sich dabei auf ein geplantes Verbot von Spielen, “bei denen die Tötung und Verletzung von Spielern unter Einsatz von Schußwaffen oder nachgebildeten Waffen simuliert wird”. Hier wird also ganz klar auf Paintball und Laserdrome Bezug genommen, aber (noch) nicht auf Computerspiele oder speziell Egoshooter – die damals jedoch bereits stark verbreitet waren.
1999, nach einem Mordfall an einer Schule in Bad Reichenhall, war das Wort “Killerspiele” aber bereits auf Computerspiele gemünzt: “Wir werden unsere bisherigen Bemühungen um eine Verbesserung der öffentlichen Sicherheit im Waffenrecht und um einen wirksamen Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewaltverherrlichung in den Medien und vor sogenannten “Killer-Spielen” wieder aufgreifen und erneut im Bundesrat zur Abstimmung stellen” (Beckstein).[3]

Quelle: killer-spiele.info

Unbeachtet dessen kann eine bestimmte gewaltbereite und militärisch gut gerüstete Institution in den Medien nach wie vor Kinder zum Dienst an der Waffe werben. Die Bundeswehr. Das Portal http://treff.bundeswehr.de/ richtet sich sogar ganz gezielt und ausdrücklich an Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren und versucht ihnen die Vorzüge der Bundeswehr mit Gewinnspielen, Poster und einer Community schmackhaft zu machen.[4] (S. 33-36) Es klingt wie Hohn, wenn das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sich dem Schutz der Jugend vor fiktiver Gewalt annimmt und das Bundesministerium der Verteidigung an Schulen und bei Veranstaltungen die selben Jugendlichen zur realen Gewalt animieren möchte. Letztendlich ist es der gleiche Steuerzahler, der mit dem Geld Kampagnen gegen Gewalt und Kampagnen zur Werbung für Gewalt bezahlt. Ein ausgeklügeltes Verwirrspiel, dass die Ministerien hier betreiben. Krieg ist Frieden, wie George Orwell sagen würde. Warum fallen solche Widersprüche eigentlich kaum jemanden auf?


Literaturverzeichnis:
[1]
Killerspiele in ARD, ZDF und WDR ; Matthias Dittmayer; http://www.youtube.com/watch?v=R9JRm3iQQak; 15.11.2007
[2]
Von der Leyen und Laschet: "Jugendschutz wird deutlich verschärft"; http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Presse/pressemitteilungen,did=94780.html; 13.02.2007
[3]
Geschichte des Begriffs "Killerspiel"; http://www.killer-spiele.info/index.php?id=98
[4]
Kampf um die Köpfe; Michael Schulze von Glaßer; Hintergrund 04/2010
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