Berichte

Italienische Finanzmathematik

In den Nachrichten hört und ließt man heute Aussagen wie “Italiens Gesamt- und Neuverschuldung sind über Nacht zurückgegangen”, “Italien: Drogen und Co. lassen Schuldenberg schrumpfen” und “Italiens Schuldenberg ist kleiner geworden”.[1]

Erst später wird dann darauf hingewiesen, dass es sich hierbei lediglich um einen Rechentrick handelt. Indem man einfach den Handel von Drogen sowie der Schmuggel von Zigaretten in die Berechnung der Wirtschaftsleistung aufnimmt, steigt natürlich der entsprechende Wert an und damit verringert sich das Verhältnis der Schulden zur Gesamtwirtschaft.
Wenn jemand einen Euro Schulden hat, dann ist das ein Prozent im Vergleich zu den 100 Euro des Nachbarn. Stellt man nun aber fest, dass der Nachbar sogar 200 Euro hat, weil er zu den 100 bislang bekannten Euro noch 100 weitere Euro aus illegalen Drogengeschäften in seinem Tresor liegen hat, so macht der Euro nur noch 0,5 Prozent aus. Dadurch reduzieren sich aber nicht die Schulden. Ein Euro Schulden beliebt ein Euro schulden. Da ist nichts über Nacht zurückgegangen, geschrumpft oder kleiner geworden.
Diese Berechnung vermittelt aber nicht nur ein falsches Bild von der aktuellen Lage, sondern hat noch einen weiteren Vorteil für die Zukunft. Da davon auszugehen ist, dass die Schulden immer weiter ansteigen, wird man immer neue Tricks finden und erfinden müssen, um diesen Sachverhalt zu kaschieren. Wenn man nun den illegalen Drogenhandel ins Spiel bringt, handelt es sich quasi um das Ass im Ärmel. Oder besser gesagt, der Joker im Ärmel. Weil die Umsätze aus illegalen Tätigkeiten nicht sicher erfasst sind, müssen sie geschätzt werden. Es ist also kein Problem, die Schätzungen jedes Jahr etwas zu erhöhen und damit die Wachsende Verschuldung weiterhin auf ein ähnliches Niveau kleinzurechnen. Indem man sich die Option der willkürlichen Schätzung bereithält, kann man die Berechnung sehr flexibel so anpassen, dass sie zum gewünschten Ergebnis führt.

Mit seriöser Finanzpolitik hat dies natürlich nichts zu tun und es sagt einiges über den wahren Zustand unserer Gesellschaft aus, wenn solche erbärmlichen Tricks angewendet werden müssen, um eine halbwegs heile Welt vorzutäuschen. Zumal solche Tricks heutzutage nicht mehr ungewöhnlich sind und bereits in anderen Ländern davon Gebrauch gemacht wird.
Weiterhin wirft es ein beschämendes Licht auf die Presse, wenn diese die Schummeleien auch noch unterstützt, indem sie in den Artikeln und Berichten suggeriert, dass die Schulden kleiner geworden seien, anstatt von vorne herein darüber aufzuklären, wie die Zahlen zustande kamen. Und wenn tatsächlich einmal Schulden sinken oder nicht wachsen sollten, dann muss man sofort die Frage stellen, wer sich an dieser Stelle verschuldet hat. Die Gesamtverschuldung kann in einem zinsbasierten Geldsystem nicht sinken. Wenn jemand seine Schulden reduziert, muss ein anderer an dessen Stelle mehr Schulden aufnehmen. Hierüber schweigen sich die Medien aber aus, anstatt bei jeder Gelegenheit darüber zu informieren, warum das so ist.

Nachzulesen sind die Zusammenhänge, die in den Mainstream-Medien gewöhnlich verschwiegen oder beschönigt werden, beispielsweise hier:

http://www.wissensmanufaktur.net/media/pdf/steuerboykott.pdf

Literaturverzeichnis:
[1]
Italien: Drogen und Co. lassen Schuldenberg schrumpfen; APA/Reuters; Die Presse; http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/3873699/Italien_Drogen-und-Co-lassen-Schuldenberg-schrumpfen; 22.09.2014
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