Fissio – Divide et impera
Das Spalten von Atomkernen wird Kernfission (lateinisch “fissio”‚ das Spalten) genannt. In Kernkraftwerken findet eine induzierte Spaltung statt. Dabei handelt es sich um eine Kernreaktion, bei der ein freies Teilchen zufällig einen Atomkern trifft und von diesem absorbiert wird. Der Kern gewinnt dadurch Energie, was unter anderem zur Spaltung des Kerns führen kann. Dabei werden weitere Teilchen freigesetzt, die wiederum jeweils einen Atomkern zur Spaltung bringen können, wenn sie ihn treffen.
Die bei der in Kernkraftwerken ablaufenden induzierter Spaltung von Atomen wird kinetische Energie und auch Energie in Form von Strahlung frei. Die Energie kann genutzt werden, um eine Flüssigkeit zu erhitzen und damit Turbinen anzutreiben. Damit wird der Prozess der Kernspaltung wirtschaftlich interessant, denn schließlich können die Turbinen zur Stromproduktion eingesetzt werden.
Der Begriff “Kettenreaktion” ist jedoch etwas verharmlosend gewählt. Denn ein Kettenglied ist gewöhnlich zu seiner linken und seiner rechten Seite jeweils nur mit einem weiteren Glied verbunden. Am Anfang der Kette befindet sich also ein Glied und am Ende befindet sich auch ein Glied. Bei der Kernspaltung werden jedoch bei jedem Spaltvorgang mehrere Teilchen frei, die entsprechend im nächsten Schritt mehrere weitere Atomkerne spalten können. Wir haben es hier also mit einem exponentiellen Wachstum zu tun, das in kurzer Zeit zu einer erheblichen Freisetzung von Energie führen kann, wenn nicht permanent kontrollierend eingegriffen wird.
Für die erfolgreiche Stromproduktion auf Basis der Kernspaltung muss also ständig geteilt und und über den Prozess geherrscht werden (lateinisch “Divide et impera”‚ teile und herrsche). Verliert man die Kontrolle, kommt eine weitere Eigenschaft zum Tragen. Die bei der Spaltung freiwerdende Strahlung kann das Erbgut in den Zellen von Lebewesen zerstören und stellt damit eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben dar. Solange die Spaltung hinter dicken Mauern stattfindet, sind wir einigermaßen sicher vor der gefährlichen Strahlung. Sind die Schutzwände jedoch zerstört, kann sich das gefährliche Material in die Umwelt ausbreiten.
So wurden im März 2011 im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) in der Folge eines Erdbebens und eines dadurch ausgelösten Tsunamis die Kühlsysteme zerstört und es kam zu Kernschmelzten. Dabei wurden die Schutzmäntel mehrerer Reaktoren zerstört und große Mengen an radioaktivem Material sind in die Umwelt entwichen. Um noch größere Schäden zu verhindern, müssen die Brennstäbe weiterhin gekühlt werden. Da es aber keine intakten geschlossenen Kühlkreisläufe mehr gibt, fließt bei den provisorischen Kühlversuchen ständig verseuchtes Wasser in die Umwelt ab. Hilfskräfte versuchen zwar das Wasser in Behältern aufzufangen, aber in Anbetracht der großen Mengen ist dies ein eher aussichtsloses unterfangen. So wundert es nicht, dass der Betreiberkonzern Tepco immer wieder herbe Rückschläge und Zwischenfälle zu verzeichnen hat.
Der Energiekonzern ist schon lange an den Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten angekommen und da die Schäden durch einen Reaktorunfall auch von keiner Versicherung getragen werden können, wurde Tepco bald teilweise verstaatlicht.
Knapp eineinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe hat der Staat die Mehrheit am Kraftwerksbetreiber Tepco übernommen.[1] Auch hier haben wir wieder das Prinzip “teile und herrsche”. Wenn man schon die Herrschaft über die Teilung der Atomkerne verloren hat, versucht man die finanziellen Folgen durch Teilen des Konzerns mit den Steuerzahlern zu beherrschen. Tepco möchte derweil zwei neue Atomkraftwerke bauen.[2] Das wundert nicht, denn obwohl die Kosten im Falle eines größeren Unfalls jeglichen vorstellbaren Rahmen sprengen, sind diese Kraftwerke äußerst lukrativ für die Betreiber. Denn so lange alles gut geht, können sie große Gewinne einfahren, sollte es irgendwann zu Problemen kommen, muss der Steuerzahler für die Kosten aufkommen. Die Verantwortlichen und die Entscheidungsträger werden wohl nie zur Rechenschaft gezogen oder gar persönlich haftbar gemacht. Darüber dürften auch die Aktionäre glücklich sein. Während die Lebewesen in der Umgebung eines havarierten Kraftwerkes mit der tödlichen Strahlung ringen, freuen sie sich darüber, dass die Steuerzahler den eigentlich für den Konzern finanziell tödlichen Schlag abfangen, während Tepco in weitere gewinnbringende Kraftwerke investiert. Gewinnbringend bis zum nächsten großen Störfall, aber auch dann werden gewiss wieder die Steuerzahler einspringen.
So ganz aus der Gefahrenzone sind die Aktionäre aber offensichtlich noch nicht. Denn die japanische Regierung plant Medienberichten zufolge, den Betreiber Tepco nun noch einmal aufzuspalten. Die für die Stilllegung der beschädigten Reaktoren sowie für den Umgang mit verseuchtem Wasser zuständigen Bereiche des Energiekonzerns sollen möglicherweise abgespalten werden.[3]
Das ist ein geschicktes Manöver. Durch diese weitere Anwendung des Prinzips “teile und herrsche”, wird der Bereich des Konzerns, der extreme Verluste bringt, gänzlich aus der Gesamtstruktur genommen und in den Bilanzen wird es vermutlich so aussehen, als hätte es keinen Unfall gegeben. Die Aktionäre könnten in einer Paralleldimension weiter den irrsinnigen Gewinnen hinterherjagen, während Menschen und Umwelt von den nicht minder irrsinnigen Folgen des Reaktorunfalls gejagt werden. Die Börsianer feiern ausgelassen in ihrem selbst geschaffenen Finanzuniversum. Aber irgendwann nach Börsenschluss müssen die Börsianer die heiligen Finanzhallen verlassen. Und dann betreten auch sie verbrannten und zerstörten Grund und Boden. Mit dem Geld, das sie in ihrem Spielkasino ohne Rücksicht auf die Umwelt zusammengerafft haben, können sie dann auch nur Produkte kaufen, die von dieser Erde stammen – verstrahlt, versucht, vergiftet.
Die bei der in Kernkraftwerken ablaufenden induzierter Spaltung von Atomen wird kinetische Energie und auch Energie in Form von Strahlung frei. Die Energie kann genutzt werden, um eine Flüssigkeit zu erhitzen und damit Turbinen anzutreiben. Damit wird der Prozess der Kernspaltung wirtschaftlich interessant, denn schließlich können die Turbinen zur Stromproduktion eingesetzt werden.
Der Begriff “Kettenreaktion” ist jedoch etwas verharmlosend gewählt. Denn ein Kettenglied ist gewöhnlich zu seiner linken und seiner rechten Seite jeweils nur mit einem weiteren Glied verbunden. Am Anfang der Kette befindet sich also ein Glied und am Ende befindet sich auch ein Glied. Bei der Kernspaltung werden jedoch bei jedem Spaltvorgang mehrere Teilchen frei, die entsprechend im nächsten Schritt mehrere weitere Atomkerne spalten können. Wir haben es hier also mit einem exponentiellen Wachstum zu tun, das in kurzer Zeit zu einer erheblichen Freisetzung von Energie führen kann, wenn nicht permanent kontrollierend eingegriffen wird.
Für die erfolgreiche Stromproduktion auf Basis der Kernspaltung muss also ständig geteilt und und über den Prozess geherrscht werden (lateinisch “Divide et impera”‚ teile und herrsche). Verliert man die Kontrolle, kommt eine weitere Eigenschaft zum Tragen. Die bei der Spaltung freiwerdende Strahlung kann das Erbgut in den Zellen von Lebewesen zerstören und stellt damit eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben dar. Solange die Spaltung hinter dicken Mauern stattfindet, sind wir einigermaßen sicher vor der gefährlichen Strahlung. Sind die Schutzwände jedoch zerstört, kann sich das gefährliche Material in die Umwelt ausbreiten.
So wurden im März 2011 im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) in der Folge eines Erdbebens und eines dadurch ausgelösten Tsunamis die Kühlsysteme zerstört und es kam zu Kernschmelzten. Dabei wurden die Schutzmäntel mehrerer Reaktoren zerstört und große Mengen an radioaktivem Material sind in die Umwelt entwichen. Um noch größere Schäden zu verhindern, müssen die Brennstäbe weiterhin gekühlt werden. Da es aber keine intakten geschlossenen Kühlkreisläufe mehr gibt, fließt bei den provisorischen Kühlversuchen ständig verseuchtes Wasser in die Umwelt ab. Hilfskräfte versuchen zwar das Wasser in Behältern aufzufangen, aber in Anbetracht der großen Mengen ist dies ein eher aussichtsloses unterfangen. So wundert es nicht, dass der Betreiberkonzern Tepco immer wieder herbe Rückschläge und Zwischenfälle zu verzeichnen hat.
Der Energiekonzern ist schon lange an den Grenzen seiner finanziellen Möglichkeiten angekommen und da die Schäden durch einen Reaktorunfall auch von keiner Versicherung getragen werden können, wurde Tepco bald teilweise verstaatlicht.
Knapp eineinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe hat der Staat die Mehrheit am Kraftwerksbetreiber Tepco übernommen.[1] Auch hier haben wir wieder das Prinzip “teile und herrsche”. Wenn man schon die Herrschaft über die Teilung der Atomkerne verloren hat, versucht man die finanziellen Folgen durch Teilen des Konzerns mit den Steuerzahlern zu beherrschen. Tepco möchte derweil zwei neue Atomkraftwerke bauen.[2] Das wundert nicht, denn obwohl die Kosten im Falle eines größeren Unfalls jeglichen vorstellbaren Rahmen sprengen, sind diese Kraftwerke äußerst lukrativ für die Betreiber. Denn so lange alles gut geht, können sie große Gewinne einfahren, sollte es irgendwann zu Problemen kommen, muss der Steuerzahler für die Kosten aufkommen. Die Verantwortlichen und die Entscheidungsträger werden wohl nie zur Rechenschaft gezogen oder gar persönlich haftbar gemacht. Darüber dürften auch die Aktionäre glücklich sein. Während die Lebewesen in der Umgebung eines havarierten Kraftwerkes mit der tödlichen Strahlung ringen, freuen sie sich darüber, dass die Steuerzahler den eigentlich für den Konzern finanziell tödlichen Schlag abfangen, während Tepco in weitere gewinnbringende Kraftwerke investiert. Gewinnbringend bis zum nächsten großen Störfall, aber auch dann werden gewiss wieder die Steuerzahler einspringen.
So ganz aus der Gefahrenzone sind die Aktionäre aber offensichtlich noch nicht. Denn die japanische Regierung plant Medienberichten zufolge, den Betreiber Tepco nun noch einmal aufzuspalten. Die für die Stilllegung der beschädigten Reaktoren sowie für den Umgang mit verseuchtem Wasser zuständigen Bereiche des Energiekonzerns sollen möglicherweise abgespalten werden.[3]
Das ist ein geschicktes Manöver. Durch diese weitere Anwendung des Prinzips “teile und herrsche”, wird der Bereich des Konzerns, der extreme Verluste bringt, gänzlich aus der Gesamtstruktur genommen und in den Bilanzen wird es vermutlich so aussehen, als hätte es keinen Unfall gegeben. Die Aktionäre könnten in einer Paralleldimension weiter den irrsinnigen Gewinnen hinterherjagen, während Menschen und Umwelt von den nicht minder irrsinnigen Folgen des Reaktorunfalls gejagt werden. Die Börsianer feiern ausgelassen in ihrem selbst geschaffenen Finanzuniversum. Aber irgendwann nach Börsenschluss müssen die Börsianer die heiligen Finanzhallen verlassen. Und dann betreten auch sie verbrannten und zerstörten Grund und Boden. Mit dem Geld, das sie in ihrem Spielkasino ohne Rücksicht auf die Umwelt zusammengerafft haben, können sie dann auch nur Produkte kaufen, die von dieser Erde stammen – verstrahlt, versucht, vergiftet.