Fachidioten als geistige Elite Deutschlands
Das deutsche Bildungssystem bedarf zweifelsohne in vielerlei Hinsicht einer grundlegenden Überarbeitung und Umstrukturierung um die Lernqualität zu verbessern. Und tatsächlich finden in verschiedenen Bereichen Reformen statt. Ob diese jedoch dazu dienen, die Lernsituation zu verbessern ist mehr als fraglich.
Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen
Der Ruf der Hauptschulen ist alles andere als gut und Absolventen haben es entsprechend schwer, eine Lehrstelle zu finden. Eine Lösung des Problems wird offensichtlich darin gesehen, Haupt- und Realschulen zusammenzulegen. Ansätze hierzu gibt es verschiedene, die von Bundesland zu Bundesland variieren. In Rheinland-Pfalz sollen Hauptschulen beispielsweise abgeschafft, der Hauptschulabschluss jedoch erhalten werden. Beim Konzept “Realschule plus” lernen dann alle Schüler bis zur siebten Klasse gemeinsam und werden danach in einen Hauptschul- und einen Realschulzweig getrennt.[1]
Dadurch muss in dieser Schule auch noch die Förderung von lernschwachen Schülern übernommen werden, wie es bislang Aufgabe der Hauptschulen ist. Für Realschüler halten sich die Vorteile in Grenzen, ihnen werden keine weiteren Perspektiven eröffnet. Das wäre möglicherweise dann der Fall, wenn diese Schulform auch das Abitur ermöglicht.[2]
Inwieweit die Zusammenlegung einen positiven Effekt auf Hauptschüler hat ist fraglich. Es besteht zwar die Hoffnung, dass bessere Schüler die vergleichsweise schlechteren Schüler mitreißen, das dürfte jedoch im realen Schulalltag nicht der Fall sein. Wer eine persönliche Motivation hat, zu lernen und sich an den besseren orientiert, lässt sich zwar von diesen mitreißen, dies ist aber eher im akademischen Bereich zu sehen. An Hauptschulen dürfte der Eigenantrieb zum Lernen so gering sein, dass bestenfalls nur einige wenige zum Lernen animiert werden, wenn sie mit besseren zusammenarbeiten.
Das Abschaffen der Hauptschulen ändert nichts an der Einstellung der dortigen Schüler. Sie werden lediglich in einer anderen Schulform untergebracht.[3] Es ist auch nicht zu erwarten, dass die fachlichen und vor allem pädagogischen Konsequenzen mit der Zusammenlegung der Schulen verbessert oder die Klassengrößen reduziert werden, so dass eine bessere Betreuung der Schüler möglich wird.
Durch das Aufweichen des dreigliedrigen Schulsystems und Zusammenlegen der Schulen werden nicht die Ursachen der Lernschwächen einzelner Schüler beseitig und auch nicht die Betreuung der Problemschülern verbessert. Es wird lediglich an Symptomen geschraubt. Somit ist auch keine signifikante Verbesserung der Situation zu erwarten. Ganz im Gegenteil, wahrscheinlich wird die Schulbildung weiter an Qualität verlieren.
Bachler und Master Studiengänge
Der preußische Reformer Wilhelm von Humboldt formulierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Grundsätze der Hochschulen. Universitäten sollen vom Staat unabhängig sein und die Wissenschaft eigene Ziele verfolgen, dem Staat aber dennoch dienen. Selbstzweck als Staatszweck war die grundsätzliche Idee von Humboldts.[4]
Mit dem Bologna-Prozess wurde das Ende der alten Universitätsidee eingeläutet. Die Hochschulen werden nun nach europäischen Maßstäben reorganisiert und zu Zulieferern für den modernen Arbeitsmarkt gemacht. Universitäten werden zu Dienstleistern, die ihr Leistungsangebot nicht länger am staatlich verordneten Bildungsauftrag orientieren, sondern an den Kundenwünschen, also den Vorstellungen der Industrie.
Das Bildungsangebot besteht fortan aus beliebig portionierbaren Modulen, nicht mehr aus Fächern, die eine geschlossene Einheit bilden. Die Module lassen sich beliebig neu zusammensetzen, ergeben aber kein in sich geschlossenes Gesamtbild mehr.[4]
Dieses neue System fördert die Ausbildung von Fachidioten, die lediglich wissen, wie man ein vorgeschriebenes Pensum in vorgeschriebener Zeit hinter sich bringt, aber kein übergreifendes Wissen haben. Fachidioten, die Sachverhalte nicht selbstständig hinterfragen, die sie laut Arbeitsplan nichts angehen.
Weiterführende Artikel:
Haupt- und Realschule sollen fusionieren
5. und 6. pauken gemeinsam
Keine Fusion von Haupt- und Realschule
Weniger Anmeldungen an Gymnasien
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Hochschulen unter dem Einfluss von Unternehmen
Macht Studieren dumm?
Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen
Der Ruf der Hauptschulen ist alles andere als gut und Absolventen haben es entsprechend schwer, eine Lehrstelle zu finden. Eine Lösung des Problems wird offensichtlich darin gesehen, Haupt- und Realschulen zusammenzulegen. Ansätze hierzu gibt es verschiedene, die von Bundesland zu Bundesland variieren. In Rheinland-Pfalz sollen Hauptschulen beispielsweise abgeschafft, der Hauptschulabschluss jedoch erhalten werden. Beim Konzept “Realschule plus” lernen dann alle Schüler bis zur siebten Klasse gemeinsam und werden danach in einen Hauptschul- und einen Realschulzweig getrennt.[1]
Dadurch muss in dieser Schule auch noch die Förderung von lernschwachen Schülern übernommen werden, wie es bislang Aufgabe der Hauptschulen ist. Für Realschüler halten sich die Vorteile in Grenzen, ihnen werden keine weiteren Perspektiven eröffnet. Das wäre möglicherweise dann der Fall, wenn diese Schulform auch das Abitur ermöglicht.[2]
Inwieweit die Zusammenlegung einen positiven Effekt auf Hauptschüler hat ist fraglich. Es besteht zwar die Hoffnung, dass bessere Schüler die vergleichsweise schlechteren Schüler mitreißen, das dürfte jedoch im realen Schulalltag nicht der Fall sein. Wer eine persönliche Motivation hat, zu lernen und sich an den besseren orientiert, lässt sich zwar von diesen mitreißen, dies ist aber eher im akademischen Bereich zu sehen. An Hauptschulen dürfte der Eigenantrieb zum Lernen so gering sein, dass bestenfalls nur einige wenige zum Lernen animiert werden, wenn sie mit besseren zusammenarbeiten.
Das Abschaffen der Hauptschulen ändert nichts an der Einstellung der dortigen Schüler. Sie werden lediglich in einer anderen Schulform untergebracht.[3] Es ist auch nicht zu erwarten, dass die fachlichen und vor allem pädagogischen Konsequenzen mit der Zusammenlegung der Schulen verbessert oder die Klassengrößen reduziert werden, so dass eine bessere Betreuung der Schüler möglich wird.
Durch das Aufweichen des dreigliedrigen Schulsystems und Zusammenlegen der Schulen werden nicht die Ursachen der Lernschwächen einzelner Schüler beseitig und auch nicht die Betreuung der Problemschülern verbessert. Es wird lediglich an Symptomen geschraubt. Somit ist auch keine signifikante Verbesserung der Situation zu erwarten. Ganz im Gegenteil, wahrscheinlich wird die Schulbildung weiter an Qualität verlieren.
Bachler und Master Studiengänge
Der preußische Reformer Wilhelm von Humboldt formulierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Grundsätze der Hochschulen. Universitäten sollen vom Staat unabhängig sein und die Wissenschaft eigene Ziele verfolgen, dem Staat aber dennoch dienen. Selbstzweck als Staatszweck war die grundsätzliche Idee von Humboldts.[4]
Ihr Kern bestand aus drei Elementen: Der Einheit der Disziplinen, die bei aller Verschiedenheit untereinander Fühlung halten und den Gegenseitigen Austausch pflegen solten; der Einheit von Forschung und Lehre, mit deren Hilfe den Studenten keine Wissensbruchstücke, sondern der Sinn fürs Ganze vermittelt werden sollte; und der Einheit von Lehrenden und Lernenden.[4]
Captial, 04/2008, Das Hochschulstudium verkommt zum portionierbaren Fertiggericht
Mit dem Bologna-Prozess wurde das Ende der alten Universitätsidee eingeläutet. Die Hochschulen werden nun nach europäischen Maßstäben reorganisiert und zu Zulieferern für den modernen Arbeitsmarkt gemacht. Universitäten werden zu Dienstleistern, die ihr Leistungsangebot nicht länger am staatlich verordneten Bildungsauftrag orientieren, sondern an den Kundenwünschen, also den Vorstellungen der Industrie.
Das Bildungsangebot besteht fortan aus beliebig portionierbaren Modulen, nicht mehr aus Fächern, die eine geschlossene Einheit bilden. Die Module lassen sich beliebig neu zusammensetzen, ergeben aber kein in sich geschlossenes Gesamtbild mehr.[4]
Studenten sollen das Know-how erlernen, nicht etwa das Know-why.[4]So sind die Bachler/Master Studiengänge modular aufgebaut. Dadurch ist es den Personalvorständen, die über die Einstellungschancen der Bewerber entscheiden, möglich darüber mitzubestimmen, was gelehrt wird.
Captial, 04/2008, Das Hochschulstudium verkommt zum portionierbaren Fertiggericht
Dieses neue System fördert die Ausbildung von Fachidioten, die lediglich wissen, wie man ein vorgeschriebenes Pensum in vorgeschriebener Zeit hinter sich bringt, aber kein übergreifendes Wissen haben. Fachidioten, die Sachverhalte nicht selbstständig hinterfragen, die sie laut Arbeitsplan nichts angehen.
Weiterführende Artikel:
Haupt- und Realschule sollen fusionieren
5. und 6. pauken gemeinsam
Keine Fusion von Haupt- und Realschule
Weniger Anmeldungen an Gymnasien
Zukunft der Hauptschule – Ein Argumentationspapier des Handwerks
Gut für die Wirtschaft, schlecht für die Wissenschaft
Rebellion liegt in der Luft
Hochschulen unter dem Einfluss von Unternehmen
Macht Studieren dumm?