Berichte

Dafür stehe ich mit meinem Namen

Die Firma HIPP stellt nach eigenen Angaben Babynahrung in Spitzenqualität und im Einklang mit der Natur her.[1]

Qualitätsphilosophie

“Seit über 50 Jahren widmen wir uns aus Überzeugung und mit größter Sorgfalt dem organisch-biologischen Landbau.

Aus Verantwortung für die natürliche und gesunde Entwicklung Ihres Babys ist dies für mich eine Aufgabe fürs Leben.

“Dafür stehe ich mit meinem Namen.”[2]

Quelle: HIPP

Anmerkung: Der zitierte Abschnitt mit der Aussage “Dafür stehe ich mit meinem Namen” ist auf der Website mittlerweile geändert.

Claus Hipp steht persönlich für die Herstellung von gesunden, wohlschmeckenden Lebensmitteln in Spitzenqualität im Einklang mit der Natur ein. Er bürgt also dafür.

Eine Bürgschaft ist ein einseitig verpflichtender Vertrag, durch den sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger eines Dritten (des so genannten Hauptschuldners) verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten des Dritten einzustehen.[3] Claus Hipp verpflichtet sich mit seiner Aussage, dafür einzustehen, dass das Unternehmen gesunde und wohlschmeckenden Lebensmitteln in Spitzenqualität im Einklang mit der Natur herstellt. Abgesehen davon, dass die Begriffe “gesund”, “wohlschmeckend”, “Spitzenqualität” und “Einklang mit der Natur” nicht genauer spezifiziert wurden, wird auch nicht erwähnt, wie die Vertragsstrafen gestaltet sind, wenn der Konzern diese Kriterien nicht einhält. Mit welchen Konsequenzen muss Claus Hipp dann rechnen, wenn er zur Haftung wegen Nichteinhaltung eines oder mehrerer Kriterien durch den Konzern herangezogen wird und wie wird der Kunde entschädigt?

Im Artikel “Öko-Geflügelwirtschaft: Das Leiden der Bio-Puten” berichtet der Spiegel nun über die unsägliche Haltung von Geflügel aus sogenannter Bio-Haltung. Wie auch in der konventionellen Massentierhaltung leiden die hochgezüchteten Nutztiere an den Krankheiten und Verletzungen, die als Folge der Produktivitätssteigerungen auftreten: die Tiere wachsen beispielsweise so schnell, dass ihre Gelenke und Knochen nicht mithalten und das Gewicht der Tiere nicht mehr tragen können. Die Gelenke nehmen Schaden, die Knochen brechen. Die Ställe sind dreckig und die Tiere häufig verletzt.

Doch was hat das mit der Firma HIPP zu tun? Laut dem Spiegel Artikel wird ein Teil der unter diesen Bedingungen gemästeten Bio-Puten möglicherweise zu Biobabynahrung des Herstellers Hipp verarbeitet. Dies ist allerdings schwer zu prüfen, denn der Hersteller, dessen Vorstand mit seinem Namen für die Verantwortung für die natürliche und gesunde Entwicklung Ihres Babys steht, ist nur in der Werbung gesprächig. Auf Nachfrage nach den Bezugsquellen zeigt sich das Unternehmen eher wortkarg:

Ob Hipp sein Biohühnchen und -putenfleisch weiterhin von der Firma, jetzt unter dem neuen Namen Biofino, bezieht ist unklar. Auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE heißt es bei Hipp lediglich: “Grundsätzlich geben wir keine Informationen zu Geschäftsbeziehungen mit Lieferanten bekannt.”[4]

Quelle: Spiegel Online

Wie sollen verantwortungsbewusste Eltern die Qualität der Nahrung für ihr Baby überprüfen, wenn es an einer Stelle in der Herstellungskette nicht möglich ist, die Herkunft der Produkte nachzuvollziehen, weil ein Beteiligter die nötigen Informationen nicht offenlegen möchte? Dies ist kaum möglich. Deshalb disqualifiziert sich der Hersteller selbst als vertrauenswürdiger Partner. Was hilft die Aussage, dass HIPP sich seit über 50 Jahren aus Überzeugung und mit größter Sorgfalt dem organisch-biologischen Landbau widmet, wenn man sie nicht überprüfen kann?

Besser ist es, die Babynahrung gleich selbst zuzubereiten. Dabei kann man auch auf unnötige schädliche Zusätze, wie etwa Zucker verzichten und im Idealfall sogar selbst angebautes Gemüse aus dem Garten verwenden.


Weiterführende Informationen:
Duden: einstehen / verbürgen
Windbeutel wird für Hipps Image gefährlich


Literaturverzeichnis:
[2]
Qualitätsphilosophie; Hipp; http://www.hipp.de/index.php?id=419
[4]
Öko-Geflügelwirtschaft – Das Leiden der Bio-Puten; Nicolai Kwasniewski; Spiegel; http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/bio-gefluegelwirtschaft-oeko-puten-leben-so-schlecht-wie-konventionelle-a-919963.html; 03.09.2013
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