Automatisierte KFZ-Hauptuntersuchungen
Auf Deutschlands Autofahrer kommt ab Juli eine Neuerung zu. “Am 1. Juli 2015 startet die Revolution der Prüftechnik bei der Hauptuntersuchung”, sagt TÜV-Nord-Geschäftsführer Hartmut Abeln. Denn dann werden – egal, ob bei Dekra, TÜV, GTÜ oder KÜS – neuartige elektronische Prüfinstrumente einsetzt. Vorbei sind die Zeiten, als der Sachverständige mit kritischem Hammerschlag nach maroden Stellen forschte. Die neuen Geräte – HU-Adapter – werden im Auto an den Bordcomputer angeschlossen und zeigen dem Prüfer alle relevanten Fahrzeugdaten an. Teurer soll die bei Autobesitzern gefürchtete Hauptuntersuchung dadurch aber nicht werden.[1]
Qielle: Heise
Wenn moderne Fahrzeuge so viele Informationen speichern, dass der TÜV bei der Hauptuntersuchung alle relevanten Fahrzeugdaten auslesen kann, dann wäre es schön, wenn die Fahrzeughersteller auch gleich eine Möglichkeit vorsehen würden, dass die Fahrzeughalter die Daten ebenfalls angezeigt bekommen können. Hierfür könnte man beispielsweise die großen Displays der Entertainment-Systeme nutzen, die in immer mehr Fahrzeugen verbaut werden. Würden die Fahrzeugdaten und Fehlermeldungen dem Fahrzeughalter in verständlicher Form präsentiert, kann er bei Problemen gleich reagieren und muss dafür nicht bis zu zwei oder drei Jahre warten, damit ein TÜV-Prüfer einen Computer anschließt und ihm erzählt, was mit dem Fahrzeug nicht stimmt. Außerdem könnten die Fahrzeuge die gemessenen Daten für eine spätere Auswertung auch gleich auf einen USB-Stick schreiben.
Während die Hersteller aber immer mehr Unterhaltungsspielereien in die Fahrzeuge einbauen, erschweren sie das Auslesen der relevanten Daten. Wer an die Informationen kommen möchte, muss einen Adapter an den OBD2-Port anschließen. Nur ist es leider recht schwierig, einen solchen Adapter zu kaufen, der sicher mit einem original ELM327-Interpreter-Chip ausgestattet ist. Häufig steckt in den Adaptern ein billiges und schlecht funktionierende Imitat (Siehe auch: http://www.wgsoft.de/elm327-achtung-falle.html).
Und wenn es dann gelingen sollte, die Daten des Fahrzeuges auszulesen, dann ist die nächste Schwierigkeit, diese richtig zu interpretieren, da die Hersteller die dazu notwendigen Informationen nicht gerne preisgeben. Zudem muss man für das Auslesen der Daten neben dem bereits erwähnten Adapter noch weitere Geräte, wie etwa ein Smartphone oder ein Notebook anschließen (wobei es mittlerweile auch Datenlogger gibt, die aber recht teuer sind). Schöner wäre es, wenn die Fahrzeuge die Daten auf einen handelsüblichen USB-Stick schreiben würden und man sie dann bei Gelegenheit auf einen Computer zur Auswertung mit einem quelloffenen Programm übertragen kann. Für die Anzeige in Echtzeit wäre auch eine Blutooth-Schnittstelle sinnvoll, die aber ohnehin mitunter bereits für die Kommunikation zwischen Mediacenter des Autos und einem Smartphone vorhanden ist.
Das wird aber Wunschdenken bleiben. Die Hersteller werden auch in Zukunft immer mehr unnötige Spielereien einbauen und gleichzeitig das Auslesen der wichtigen Informationen soweit wie möglich durch die Notwendigkeit spezieller und teurer Hardware und (für Endanwender) undokumentierter Protokolle erschweren. So wird man als normaler Anwender auch in Zukunft nur mit Hilfe eines Technikers in einer teuren Werkstatt an die Daten kommen … dafür kann man seine MP3-Sammlung vom Smartphone auf das Mediacenter streamen und gleichzeitig eine Telefonkonferenz abhalten oder das Auto übers Internet aufschließen.
Wenn Autos aber tatsächlich zukünftig alle relevanten Daten elektronisch übermitteln können (was unwahrscheinlich ist, das eine durchrostende Karosserie, eine leicht undichte Manschette oder ein selbst zusammengenähter Gurt von der Software eher nicht erkannt werden), dann bräuchte man keine TÜV-Prüfer mehr. Dann wären die Zeiten tatsächlich vorbei, als der Sachverständige mit kritischem Hammerschlag nach maroden Stellen forschte. Dann könnte man das Auto zur Hauptuntersuchung kurz an eine Messtation anschließen, die nach der automatischen Prüfung entweder die Plakette oder einen Fehlerbericht ausdruckt. Folglich könnte die Untersuchung auch billiger werden, da für Messcomputer keine Lohnsteuer, keine Sozialversicherung und keine Krankenversicherung bezahlt werden müssen. Schöne neue Welt!