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Fahrradkilometerzähler von Sigma nervt mit Rad-Service-Aufforderungen

Sigma-Fahrradkilometerzähler nervt mit Rad-Service-Aufforderungen
Mein erster Fahrradkilometerzähler war in einem Laden gekauft, der eigentlich Kaffee verkaufte. Der Tacho war sehr preisgünstig. Doch wie sagt man so schön? Wer billig kauft, kauf zweimal! Der Kilometerzähler war von bescheidener Qualität und hat dementsprechend nicht lange gehalten. Das nächste Produkt sollte verlässlicher sein und so habe ich dieses dann im Fachhandel für Fahrräder und Fahrradzubehör gekauft. Es müsste ein Sigma BC 301 gewesen sein. Dann folgten die Modelle BC 600 und BC 800, wenn ich mich noch recht erinnere.
Die Kilometerzähler von Sigma haben mich über viele Jahre bei Wind und Wetter begleitet. Radtouren in der Sommerhitze oder in strömendem Regen haben sie ebenso mühelos weggesteckt wie Fahrten bei Eis und Schnee. Somit war völlig klar, dass auch die nächsten Kilometerzähler wieder von Sigma sein werden. Die letzten Modelle, die ich bisher gekauft habe, waren ein BC 14.16. und dann ein BC 12.0. Eigentlich sollten auch zukünftige Modelle wieder von Sigma Sport sein. Zumal die Firma, deren Produkte mich nun seit so langer Zeit mitunter täglich begleiteten, ihren Sitz nur wenige Straßen entfernt hat. Was für ein Zufall! Wären da nur nicht die immer mehr werdenden kleineren und größeren Ärgernisse …

Mit der Zeit kamen nützliche Funktionen, wie ein Temperatursensor oder die Möglichkeit, den Tacho an zwei Fahrrädern zu verwenden und für diese separat zu zählen hinzu. Schön ist auch, dass die Einstellungen und Gesamtkilometer beim Batteriewechsel nicht mehr verloren gehen sollen. Ob dies klappt, muss sich zeigen. Falls sich der Hersteller nämlich einen echten dauerhaften Speicher gespart hat und der flüchtiger Speicher mittels Kondensator eine Weile bei leerer Batterie betrieben wird, ist zu befürchten, dass die Daten auch nach einem Batteriewechsel verloren gehen, wenn der Tacho zu lange ohne Stromquelle auskommen musste.

Leider wurde die Menüführung aber mit Zunahme der Funktionen immer unübersichtlicher und über die wenigen Tasten ist eine intuitive Bedienung teilweise nicht mehr möglich. Insbesondere das Einstellungsmenü mit den Untermenüs ist ohne Anleitung eine Herausforderung. Ebenso sind die Gesamtkilometer in ein Untermenü gewandert, das nur etwas umständlich erreichbar ist.
Tachohalter und Sensor waren früher mit Gummis befestigt. Das war sehr praktisch, da ein guter Halt gegeben war, die Komponenten aber dennoch bei Bedarf bewegt werden konnten. Heute sind Tachohalter und Sensor mit Kabelbindern befestigt. Dadurch ist der Halt eher schlechter. Eigentlich müsste man zumindest den Tachohalter zusätzlich festkleben, so wie es auch vorgesehen ist. Dann kann man aber die Neigung nicht mehr nachträglich anpassen.
Hinzu kommt, dass die neureren Tachos nicht mehr intuitiv in die Halterung aufgesteckt werden, sondern durch eine Drehbewegung eingesetzt werden. Auch dies ist dadurch etwas umständlicher geworden.

Ein großes Ärgernis ist aber eine neue Funktion, die für viele Radfahrer eigentlich überflüssig sein dürfte, jedoch durch den Anwender nicht abgeschaltet werden kann! Nach 750 Kilometer wird vor der Fahrt der Hinweis “Rad Service” eingeblendet. Laut einem Mitarbeiter der Firma Sigma im Forum von mtb news soll die Meldung bei den Modellen BC 14.0 sowie die Modele BC 12.0 , BC 10.0 und BC 8.0 5 implementiert sein. Bei diesen Geräten wird die Warnung nach 750 Kilometern fünf mal angezeigt und dann erst wieder nach weiteren 750 Kilometern. Die Funktion wird auch auf der Website des Herstellers beworben:

Ein Fahrrad gehört regelmäßig zur Wartung, denn sie deckt Mängel an den Bremsen, der Kette und den Reifen auf. Dank des Service-Intervalls wirst du vom BC 14.0 WL nach 750 Kilometern an die Inspektion deines Rads erinnert. Das Service-Intervall ist somit ein hilfreiches Feature für deine Sicherheit und erscheint nach dem Einschalten des Gerätes für insgesamt fünf Mal.

Quelle: Erinnerungsfunktion für Fahrradinspektionen

Bei mir wird die Aufforderung zum Rad-Service jedoch offensichtlich dauerhaft angezeigt. Auch nach vielen Fahrten erhalte ich die Meldung immer wieder.

Ich repariere und warte meine Fahrräder selbst. Einen Fahrradladen suche ich normalerweise nur auf, um Ersatzteile oder Werkzeuge zu kaufen. Wobei die Auswahl in den Läden mitunter nicht sehr gut ist und selbst die Kundenbewertungen in Online-Shops hilfreicher und aussagekräftiger sind, als die Informationen des Verkaufspersonals. Auch wenn ich bereit bin, einen Aufpreis zur Unterstützung der lokalen Händler zu bezahlen, ist irgendwann ein Punkt erreicht, an dem ich die Läden meide. Kleine Auswahl, schlechte Beratung und mitunter sehr viel höhere Preise als im Online-Handel, motivieren nicht, den Fahrradladen im Ort aufzusuchen.
Ob mein Fahrrad eine Wartung braucht, entscheide ich selbst! Es gibt Zeiten, da ist auch nach mehreren hundert Kilometern nicht viel mehr nötig, als Staub vom Rahmen zu wischen und ein paar Teile nachzufetten und es gibt Fahrten bei denen das Fahrrad nach 30 oder 50 Kilometer bis fast zur letzten Schraube zerlegt, gereinigt und kontrolliert werden muss. Ein vorgegebenes Intervall ist dementsprechend völlig sinnlos.

Laut dem Mitarbeiter von Sigma im Forum von mtb news kann diese Service-Intervall-Anzeige nur über die Setting Box erstellt beziehungsweise zurückgesetzt werden, worauf offiziell nur Händler oder auch die Firma Sigma Zugriff haben. Als Kunde kann ich ohne das Wohlwollen eines Händlers oder der Firma Sigma die völlig unnötige Warnung somit nicht einmal deaktivieren! Es bestünde zwar mittlerweile die Möglichkeit, eine solche Box bei größeren Online-Händlern zu erwerben. Ob diese dann jedoch kompatibel ist und funktioniert, ist in Glücksspiel.

So überzeugt ich in der Vergangenheit von den Produkten der Firma Sigma war, so sehr enttäuscht bin ich nun darüber, dass der Kilometerzähler mich bevormunden möchte und mir Anweisungen aufzwingt, die völlig realitätsfern sind. Dass dieser “Erinnerungs-Service” auch nicht vom Kunden dauerhaft deaktiviert werden kann und (zumindest in meinem Fall) auch nach fünf mal wegklicken weiterhin angezeigt wird, ist für mich kaum nachvollziehbar. Hält die Firma Sigma ihre Kunden für kleine unselbstständige Kinder, die eine Betreuung benötigen?
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