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Ist die Deutsche Bahn pleite?

Die Deutsche Bahn AG hat Einnahmen aus dem Verkauf der immer teurer werdenden Zugfahrkarten.[1] Die Deutsche Bahn AG hat Einnahmen aus der Vermietung von Geschäftsflächen in den Bahnhöfen.[2] Die Deutsche Bahn AG hat Erlöse aus der Vermietung des Trassennetzes an regionale private Bahn-Betreiber.[3] Die Deutsche Bahn AG hat Einnahmen aus dem Verkauf des von einer Bahntochter produzierten Stroms, den andere Bahnbetreiber verwenden müssen.[4] Die Bahn erhält für Ausbau- und Wartungsarbeiten Geld aus Steuermitteln.[5] Die Deutsche Bahn AG hat Einnahmen aus dem Verkauf von Fahrkarten für ihre Busverbindungen.[6]

Und dennoch ist nicht genug Geld vorhanden, um einen zuverlässigen Verkehrsbetrieb aufrecht zu erhalten? Ständig fallen Züge aus. Verspätungen sind eher die Regel als die Ausnahme. Stellwerke sind unterbesetzt. Mitarbeiter, die gerade Urlaub haben, sollen gegebenenfalls sogar aus dem Urlaub kommen und sich an ihren Arbeitsplatz setzen.[7]

Hat die Bahn wirklich kein Geld für ihre ureigenen Aufgaben? Macht die Deutsche Bahn AG Verluste? Ist das Unternehmen tatsächlich so pleite? Wohl kaum, wenn man die Pläne bedenkt, das Unternehmen an die Börse zu bringen. Wer würde denn Aktien von einem Unternehmen kaufen, das Verluste macht? Selbst ein ausgeglichenes Einnahme-Ausgabe-Verhältnis wird an der Börse nicht akzeptiert. Hier werden Gewinne erwartet, die jenseits von Gut und böse liegen. Eine Unternehmen, das Pleite ist, hat da keine Chance.
Aber halt, vielleicht ist die Bahn kein Verlustgeschäft. Vier wahrscheinlicher ist, dass die Bahn eine wahre Goldgrube ist. Das eingenommene Geld wird vermutlich nur einfach nicht investiert, um ausreichend Mitarbeiter zu bezahlen und das Netz instandzuhalten oder gar auszubauen. Die Einnahmen werden eher verwendet, um gigantische Gewinne anzuhäufen. Diese Gewinnberge entsprechen dann den Vorstellungen der Börsianer. Das die Infrastruktur dabei verrottet, weil das vorhandene Geld, dass von den Steuerzahlern und Bahnkunden aufgebracht wird, nicht dort ankommt, wo es benötigt wird, spielt keine Rolle. Wenn das Netz völlig heruntergewirtschaftet ist und kurz vor dem Zusammenbruch steht, wird der Steuerzahler im Notfall noch stärker zur Kasse gebeten. Der darf dann die Zeche mit Zins und Zinseszins bezahlen. Jetzt sind erst einmal die kurzfristigen Gewinne wichtig.
Dazu passt auch die Meldung, dass das Schienennetz mehr Gewinn abwerfen soll, wie das Handelsblatt berichtete.[8]

Die Netzsparte der Deutschen Bahn will die Investitionen zurückfahren und mehr Gewinn an den Konzern abführen.[8]

Quelle: Handelsblatt

Offensichtlich macht die Bahn bereits Gewinne. Nur nicht genug. In gewissen Rahmen ist das Erwirtschaften von Gewinnen natürlich nicht verwerflich. Wobei man bei einem Unternehmen mit nahezu einer Monopolstellung im Bereich einer wichtigen Grundversorgung, die für das Funktionieren der Gesellschaft absolut notwendig ist, durchaus hinterfragen sollte, bis zu welchem Punkt ein solches Unternehmen renditeorientiert arbeiten darf und ab wann die Durchführung der für die Gesellschaft so wichtige Dienstleistung in den Vordergrund treten soll.
An der Börse hat ein solches Unternehmen meiner Meinung nach nichts zu suchen. Denn dort geht es nur noch darum, die Gewinne in die Höhe zu treiben. Das funktioniert am besten durch Erhöhung der Preise bei gleichzeitiger Verringerung der Ausgaben für Personal und Wartungsarbeiten.[9] Wer sich unbedingt an den Börsen austoben will, der soll das mit Produkten tun, auf die die Gesellschaft nicht angewiesen ist und bei der sich jeder ohne große Nachteile entscheiden kann, diese Produkte nicht zu nutzen, wenn er es sich nicht leisten kann oder möchte. Die Gewinne, welche die Bahn für die Investoren erzielt, sind der Teil von den Fahrpreisen, den Mieteinnahmen und den Steuerzuschüssen, die wir bezahlen müssen, für den wir aber keine Gegenleistung bekommen. Die Gewinne gehen nicht an die Lockführer, die Reinigungskräfte, die Mechaniker oder die Schaffner. Die Gewinne sind der Teil von den Einnahmen, die nach Abzug aller Kosten übrig bleiben. Mit den Gewinnen zahlen wir somit die Einnahmen von Menschen, die nichts für den Betrieb der Bahn leisten, die also nicht nennenswert zum Wohl der Gesellschaft beitragen.
Die Bahn ist für unsere Gesellschaft aber ein so wichtiges Unternehmen, dass man sie nicht den Börsianern als Spielball hinwerfen darf, der so lange ausgequetscht wird, bis er völlig kaputt ist. Unternehmen wie die Bahn sollten staatliche Unternehmen sein – und zwar nicht nur auf dem Papier. Ein Grundbetrag zur Deckung der wichtigsten Aufgaben des staatlichen Unternehmens darf (in diesem Geldsystem) durch Steuermittel finanziert werden. Darüber hinaus können weitere Kosten, die bei beim Betrieb des Schienennetzes entstehen, durch moderate Preise für Fahrkarten oder Mieteinnahmen gedeckt werden. Dann stünde uns ein zuverlässiges Schienennetz zur Verfügung und viele Menschen hätten ein gutes Einkommen. Das heißt, dass diejenigen die Arbeiten, Geld bekommen und die Bahnkunden erhalten zu Preisen, die auch weniger wohlhabende Mitbürger bezahlen können die Möglichkeit mit dem Zug zu fahren und könnten sich dabei auf die Zuverlässigkeit verlassen. Gewinne müssen natürlich nicht erwirtschaftet werden, was bedeutet, dass Manager, Investoren und Börsenmakler auf ihre ohnehin unverdienten Einnahmen verzichten müssen. Sie können aber gerne einer ehrlichen Arbeit beim Bahnunternehmen als Lockführer, Schaffner, Techniker oder Reinigungskraft nachgehen, dann steht ihnen als Dienstleister für die Gesellschaft auch ein entsprechendes Einkommen zu.


Literaturverzeichnis:
[1]
Preiserhöhung – Bahnfahrer müssen ab Dezember mehr bezahlen; rtr/dpa; Handelsblatt; http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/preiserhoehung-bahnfahrer-muessen-ab-dezember-mehr-bezahlen/7177522.html; 25.09.2009
[2]
Dresdner Hauptbahnhof bietet auf 11.000 Quadratmetern neue Geschäftsflächen; Deutsche Bahn; http://www.deutschebahn.com/de/presse/presseinformationen/pi_it/3005458/ubd20121005.html; 05.10.2012
[3]
Schwarz-Gelb will weniger Einfluss – Bahn-Holding; dpa; Frankfurter Rundschau; http://www.fr-online.de/wirtschaft/bahn-holding-schwarz-gelb-will-weniger-einfluss,1472780,3271262.html; 09.10.2009
[4]
Preise für Bahnstrom – EU leitet Kartellverfahren gegen Deutsche Bahn ein; dpa; Financial Times Deutschland; http://www.ftd.de/unternehmen/handel-dienstleister/:preise-fuer-bahnstrom-eu-leitet-kartellverfahren-gegen-deutsche-bahn-ein/70049949.html; 13.06.2012
[5]
Schienennetz – Deutsche Bahn will mehr Geld vom Staat; Handelsblatt; http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/schienennetz-deutsche-bahn-will-mehr-geld-vom-staat/6531826.html; 19.04.2012
[6]
DB Regio Bus – Produkte; Deutsche Bahn; http://www1.deutschebahn.com/ts-regiobus-de/start/produkte/; 17.08.2013
[7]
Chaos am Mainzer Bahnhof – Rainer Brüderle: Bahn blamiert Deutschland international; mla/AFP/dpa; Focus Online Money; http://www.focus.de/finanzen/news/eine-ganze-region-in-geiselhaft-genommen-bahnchaos-in-mainz-bruederle-fordert-privatisierung_aid_1069853.html; 13.08.2013
[8]
Deutsche Bahn – Schienennetz soll mehr Gewinn abwerfen; dpa; Handelsblatt; http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/deutsche-bahn-schienennetz-soll-mehr-gewinn-abwerfen/8653248.html; 17.08.2013
[9]
Kaputtgespart für die Börse – Die Bahn auf dem Holzweg; n-tv; Samira Lazarovic; http://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-Bahn-auf-dem-Holzweg-article11163406.html; 13.08.2013
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