Berichte

Doppeldenk – Klimaschutz & Wirtschaftswachstum

Klimaschutz


Da mittlerweile der Anteil von C02 in der Atmosphäre als stark klimawirksam ausgemacht ist (ob dies tatsächlich der Fall ist, sei einmal dahingestellt), soll der Ausstoß dieses Gases bis zum Jahr 2020 um 21 Prozent unter den Wert von 2005 gesenkt werden. So möchte es die EU-Kommision durchsetzen.[1] Zu diesem Zweck sollen zum Beispiel Fahrzeuge je nach CO2 Ausstoß besteuert werden, wobei es besonders hart Besitzer älterer Fahrzeuge treffen wird.[2] Kraftwerke werden umgebaut[3] und der Handel mit C02-Zertifikaten kommt in Schwung.
Das Bundesamt warnt vor drastischem Artenschwund im Falle eines Klimawandels[4] und immer wieder wird vor dem Abschmelzen der Polargletscher und das damit einhergehende Steigen des Meeresspiegels gewarnt. Darüber hinaus werden Szenarien entworfen, die beschreiben, wie große Teile des Festlandes zur lebensfeindlichen Wüste werden. Kein Wunder also, dass sich auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel für den Klimaschutz stark macht. So entwarf die Bundesregierung ein Energie- und Klimaprogramm, dass sie ganz bescheiden als das weltweit umfassendste Maßnahmenpaket zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen beschrieb. Darüber hinaus verdeutlichte die Bundeskanzlerin Ende 2007 die Vorreiterrolle Deutschlands bei der Umsetzung internationaler Beschlüsse zum Klimaschutz in der Europäischen Union und – nicht zu vergessen – natürlich auch bei der Weltklimakonferenz auf Bali.[5] Eine ganz große Sache also, der Klimaschutz. Das ist aber auch verständlich, denn schließlich geht es um unsere Lebensgrundlage. Die ist natürlich schützenswert und sei es nur aus ganz egoistischen Gründen.
Merke: Umweltschutz ist grundlegend, die Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt ist unter allen Umständen zu verhindern. Koste es, was es wolle.


Wirtschaftswachstum


Weltweit sind nahezu alle Staaten hoch verschuldet.[6] Die Schulden müssen zurück gezahlt werden, zuzüglich Zinsen und Zinseszinsen. Letztere führen zu einem exponentiellen Anstieg des zu bedienenden Betrages, wie beispielsweise auch die Staatsverschuldung von Deutschland zeigt.[7] Der Staat benötigt also immer mehr Geld. Einerseits kann er erneut Kredite aufnehmen um alte Schulden zu begleichen, also sich mit Umschuldungen durchmogeln, andererseits kann er durch Steuern Geld einnehmen und dies zur Schuldentilgung verwenden. Je mehr Geld die Bürger allerdings in Form von Steuern an den Staat abführen, um so weniger bleibt ihnen zum Leben. Sie müssen also mehr Arbeiten um mehr zu verdienen, damit sie den Verlust ausgleichen können. Zum Beispiel indem sie noch mehr Produkte herstellen, auch wenn diese niemand benötigt. Das ist schon das nächste Problem: Es wird viel mehr hergestellt, als nötig ist. Damit diese Dinge auch gekauft werden, wurde in den letzten Jahrzehnten durch Werbung, Propaganda und Marketing eine Begierdegesellschaft erschaffen. Wer kennt das nicht: Bei Verlängerung des Handyvertrages gibt es ein neues Handy dazu. Natürlich mit Kamera, MP3-Player und Radio. Auch nervige Klingeltöne für diese Geräte, die kein Mensch braucht, werden in endlosen Werbespots an den Mann / die Frau / das Kind gebracht. Autos gehören nach wenigen Jahren – im wahrsten Sinne des Wortes – zum alten Eisen. Für jeden Anlass braucht man ein anderes Paar Schuhe, dazu natürlich auch ein passendes Kleid oder einen passenden Anzug. Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen.
Kein wunder also, dass die Politiker bei jeder Gelegenheit das Wirtschaftswachstum und den Aufschwung propagieren. Bei gleichbleibender Wirtschaft, können die exponentiell steigenden Schulden nicht mehr bedient werden. Folglich muss die Wirtschaft im gleichen Maße gesteigert werden. Wirtschaftswachstum bedeutet also nicht automatisch, das der Wohlstand steigt, sondern ist zunächst einmal nur der Versuch, zahlungsfähig zu bleiben und den Stand zu halten. Andernfalls würde das Finanzsystem in eine Deflation kippen, da das Geld, das für die Schuldentilgung entzogen wird und somit den Menschen nicht mehr zur Verfügung steht, nicht ersetzt wird.
Wirtschaftswachstum geht mit einem steigenden Verbrauch an Ressourcen einher. Von nichts kommt nichts, wie der Volksmund treffend sagt. Damit unser Geld- und Wirtschaftssystem nicht zusammen bricht wie ein Kartenhaus, müssen immer mehr Rohstoffe und Energie aufgewendet werden. Der Verbrauch liegt weit über dem, was für ein angenehmes Leben nötig wäre. Auf die Produktion vieler Güter ließe sich verzichten, da sie nur produziert werden um die Zinseszinsen bezahlen zu können. Energie, die sich einsparen ließe, gäbe es nicht die Schuldenfalle durch Zinsen. Es ist offensichtlich, dass Wirtschaftswachstum auch dann nötig ist, wenn wir schon alles haben und zum Leben nicht mehr brauchen. Denn die Zinsen sind nur ein mathematisches Konstrukt. Sie lassen den Schuldenberg grenzenlos anwachsen. Viele Ressourcen werden nur verbraucht, weil es das Zinssystem fordert. Und je länger der Prozess andauert, um so gieriger werden die Forderungen.

Merke: Das Wirtschaftswachstum ist grundlegend, die Aufrechterhaltung des Finanzsystems ist von höchster Priorität – auch auf Kosten von Natur und Umwelt. Ohne Wirtschaftswachstum lässt sich die heutige Weltordnung nicht aufrechterhalten.


Klimaschutz & Wirtschaftswachstum


Wir erinnern uns noch an den Einsatz der Bundeskanzlerin für den Klimaschutz. Nun weiß Frau Merkel jedoch auch, dass Wirtschaftswachstum von großer Bedeutung ist. Von so großer Bedeutung sogar, dass das Wohlergehen der Wirtschaft noch weit vor dem Umweltschutz rangiert. Sie vergisst das nur immmer zu erwähnen. Aber bei ihren Handlungen denkt sie natürlich daran. So setzt sie sich im Streit mit der EU-Klimapolitik mit Nachdruck für die deutsche Automobilindustrie ein.[8] Das Problem ist: Wie bereits erwähnt, sollen Fahrzeuge mit großem CO2 Ausstoß, durch hohe Abgaben belastet werden. Das hört sich vernünftig an, schließlich dient es dem Umweltschutz. Unglücklicherweise würde das aber der Wirtschaft schaden. Also zieht man dem Tiger kurzerhand die Zähne und rechnet das Fahrzeuggewicht mit ein.[9] Dadurch ist es möglich, dass ein schwerer Geländewagen oder ein SUV eine bessere Schadstoffklasse erhält als ein Kleinwagen, der die Umwelt insgesamt mit weniger Schadstoffen belastet.
Dadurch, dass Fahrzeuge älteren Baujahres besonders stark von den Steuererhöhungen betroffen sein werden, wird ein Anreiz geschaffen, frühzeitig neue Fahrzeuge zu kaufen. Das fördert den Absatz von Neuwagen, was der Wirtschaft zugute kommt. Die Umwelt wird jedoch zusätzlich belastet, da die Produktion energieaufwändig ist und Rohstoffe für die Herstellung nötig sind.

Umweltschutz und Wirtschaftswachstum schließen sich aus. Damit die Wirtschaft wachsen kann, müssen immer mehr Ressourcen und Energie aufgewendet werden.

Gedanke 1: Die Umwelt ist zu schützen, was der Wirtschaft schadet.
Gedanke 2: Die Wirtschaft ist zu schützen, was der Umwelt schadet.

Gedanke 1 und Gedanke 2 widersprechen sich ganz offensichtlich. Aber das stört nicht. Wirtschaftswachstum und Umweltschutz gleichzeitig ist kein Problem, das wird dem Volk immer wieder versichert. Es ist kein Problem, immer mehr Ressourcen zu verbrauchen und der Natur dennoch immer weniger zu schaden. Doppeldenk, so würde George Orwell dies bezeichnen. Menschen akzeptieren zwei sich ausschließende Sachverhalte gleichzeitig als wahr. Trotz steigender Belastung für Natur und Umwelt glauben sie daran, der Umweltschutz würde im Vordergrund stehen. Ginge es tatsächlich um Umweltschutz, würden jedoch nicht sinnlose Debatten über CO2 Zertifikate geführt werden, sondern das gesamte System grundlegend geändert werden. Solange aufgrund der Funktionsweise des Zinssystems immer mehr Ressourcen verbraucht werden müssen, nur damit das System nicht zusammenbricht, sind Pläne zum Umeltschutz zum Scheitern verurteilt. Wie soll man sparen und die Umwelt schonen, wenn man zwangsläufig mehr verbrauchen muss? Die Menschen jedoch glauben so fest an die Möglichkeit, die Umwelt trotzdem zu retten, dass sie bereit sind hohe Opfer dafür zu bringen. Nicht umsonst ist der Ablasshandel mit CO2 Zertifikaten im Aufwind.[10]


Literaturverzeichnis:
[1]
Brüssel will CO2-Ausstoß um 21 Prozent kürzen; http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/351673/index.do; 05.01.2008
[2]
Die CO2-Steuer kommt – Was ändert sich für die Autofahrer?; Heise; https://www.heise.de/autos/artikel/Die-CO2-Steuer-kommt-467355.html?seite=all; 06.12.2007
[3]
13,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus Kraftwerken bis 2012 weniger pro Jahr; http://www.ea-nrw.de/_infopool/page.asp?InfoID=3685; 06.10.2005
[5]
Merkel fordert aktive Verbraucher-Rolle beim Klimaschutz; http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEHAG75218320071227; 27.12.2007
[7]
Staatsverschuldung; http://www.staatsverschuldung.de/
[9]
Schwere Luxuskarossen erhalten CO2-Bonus; Sigrid Totz; http://www.greenpeace.de/themen/klima/nachrichten/artikel/schwere_luxuskarossen_erhalten_co2_bonus/; 19.12.2007
[10]
Das Geschäft mit dem C02-Gewissen ; Sylvia Vogt; http://www.tagesspiegel.de/politik/international/klima/Klimaschutz-CO2;art1118,2440797; 17.12.2007
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