• Literaturempfehlungen

    Scheinheilige Geschäfte – Die Finanzen des Vatikans

    Die fiktive Handlung des Computerspiels Assassins Creed ist an wahre historische Begebenheiten angelehnt, die aber mitunter sehr frei interpretiert werden. So existieren in dem Spiel sogenannte Edensplitter. Das sind uralte, übermächtige Artefakte, die von Wesen, die einst auf der Erde lebten genutzt wurden, um die Menschen zu unterdrücken. Im zweiten Teil des Computerspiels, dessen Handlung im späten 15. Jahrhundert zur Zeit der Renaissance in Italien stattfindet, unterhält sich der Protagonist Ezio Auditiore, der vom Spieler gesteuert wird, mit dem Papst Rodrigo Borgia. Der Papst, der immer wieder im Spiel auftaucht, entpuppt sich als Oberhaupt der Verschwörer und Herr über die Templritter. In dem Spiel versuchen die Templer, eine Geheimorganisation, die bis in die Gegenwart fortbesteht, die Edensplitter zu finden um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Der Assassine Ezio versucht dies zu verhindern.
    Als Ezio den skrupellosen Papst in einem Kampf stellt, fragt sagt er ihn “Ihr seid der Papst und doch lehnt Ihr die zentralen Elemente Eurer Religion ab.” Darauf antwortet in dem Spiel der Papst Rodrigo Borgia “Bist du so naiv? Ich wurde Papst, weil dies mir Zugang verschafft. Glaubst du, ich glaube auch nur ein einziges Wort aus diesem lächerlichen Buch?”

    Scheinheilige Geschäfte
    Aber nicht nur in dem fiktiven Computerspiel, sondern auch in der Realität scheinen hochrangige geistliche Vertreter eher dem Geld und der Macht zugeneigt, als den eigentlichen Werten und Lehren ihrer Religion. So verfügt der Katholizismus beispielsweise über eine Soziallehre, die sich auf den Kampf gegen die Armut und die Verurteilung des Geldes als “Teufelswerk” gründet. Im Matthäus-Evangelium heißt es, dass es ist leichter sei, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. Und auch das Zinssystem wird an vielen Stellen in der Bibel angeprangert, das nehmen von Zinsen gar mit dem Tode bestraft. Entsprechend verwunderlich ist es, das der Katholizismus über eine eigene Bank verfügt, die sich im Vatikan befindet. Die Vatikanbank ist keine Bank, die sich für eine gerechtere Verteilung der Vermögen einsetzt, wie man es vielleicht erwarten könnte. Auch diese Bank unterstützt das Zinssystem, das die Vermögen der armen arbeitenden Bevölkerung in Form von bedingungslosen Zinseinkünften an die Reichen umverteilt, nach besten Möglichkeiten. Da die Kirche bereits selbst beachtliche Vermögen angehäuft hat, profitiert sie natürlich auf Kosten unzähliger Menschen von diesem System. Die Vatikanbank bietet sogar mitunter eine bessere Verzinsung der Einlagen als die besten (und skrupellosesten) Hedge-Fonds und bietet einen ganz besonderen Vorteil: das absolute Bankgeheimnis. Die Vatikanbank ist für Kontrollen unzugänglicher als die Cayman-Inseln und verschwiegener als die Banken der Schweiz. Vorschriften zur Verhinderung von Geldwäsche haben hier keine Bedeutung (was allerdings mitunter die Zusammenarbeit mit anderen Banken … erschwert) und internationale Behörden wurde nie eine Kontrolle gestattet. Ein großer Teil der Einlagen erfolgt in Bargeld oder Goldbarren ohne eine Spur zu hinterlassen. Davon profitieren natürlich auch Leute, die auf der einen Seite viel Geld und auf der anderen Seite viele Probleme mit der Justiz haben. Mord, Totschlag und enge Kontakte zur Mafia sind nicht ungewöhnlich. Mit den allgemein bekannten christlichen Lehren hat das Verhalten des Vatikans wenig zu tun. Wie auch in dem Computerspiel geht es um Macht. Lediglich die Edensplitter existieren in der Realität nicht. Stattdessen sind die hochrangigen Geistlichen auf der Suche nach Geld, denn Geld eignet sich ebenfalls dazu, die Menschheit zu kontrollieren.
    Das Buch “Scheinheilige Geschäfte” von Curzio Maltese gibt interessante Einblicke in die Machenschaften des Vatikans. Dort wird die gepredigte Armut gewiss nicht gelebt. Die Kirche bereichert sich wo immer es ihr möglich ist. Soziale Errungenschaften, gesellschaftliche Regeln und handfeste Gesetzte werden dabei weitgehend ignoriert.

    Titel: Scheinheilige Geschäfte
    Untertitel: Die Finanzen des Vatikans
    Autore: Curzio Maltese
    Seiten: 158
    Verlag: Kunstmann
    Veröffentlichung: 04.03.2009
    Sprache: Deutsch
    ISBN-13: 978-3-88897-558-5
    Preis: 16,90 Euro
  • Berichte

    Wetten dass … wir doch Werbung bringen?

    Vor sehr langer Zeit, ließ ich mir keine Wetten-dass…?-Sendung entgehen. Damals machte ich mir keine Gedanken über die sinnvolle Verwendung von Rundfunkgebühren und stellte mir auch nicht die Frage, ob solch seichte Unterhaltung in einem Fernsehprogramm platziert werden sollte, das eigentlich für informative Sendungen genutzt werden könnte, die den Menschen wichtiges Wissen für ihren persönlichen Alltag näher bringen. Für Unterhaltungssendungen sorgten schließlich auch damals schon die Privatsender sehr umfassend.
    Aber zumindest handelte es sich damals bei “Wetten dass …?” vermutlich noch um eine Unterhaltungssendung mit spannenden Wetten. Irgendwann verbrachte der Moderator mit den blonden Haaren und der Vorliebe für ungesunde bunte Bärchen aus dem Plastikbeutel aber einen immer größeren Teil der Sendezeit damit, sich mit prominenten Personen über Belanglosigkeiten zu plaudern. Die Wetten gerieten in den Hintergrund. Aus der Unterhaltungssendung wurde eine Talkshow ohne Inhalt. Seit damals habe ich mir keine Wetten-dass-Sendung mehr angeschaut.
    Wie ich nun in der Zeitschrift “Der Spielgel” lesen musste, hat sich bei “Wetten dass ..?” in der Zwischenzeit noch mehr geändert. Auch wenn bei den Öffentlich-Rechtlichen am Abend keine Werbung mehr ausgestrahlt werden darf, haben die Macher der Sendung offensichtlich in den letzten Jahren immer wieder neue Wegen ergründet, Werbung für Konzerne direkt in der Sendung zu platzieren und das Werbeverbot geschickt zu umgehen. Da wurde dann bei den Wetten schon mal ein besonderes Automodell in den Mittelpunkt gerückt und hervorgehoben, wie beliebt das Fahrzeug sei. Dabei musste der Moderator Thomas Gottschalk natürlich darauf achten, dass er keine signifikanten Teile des Wagens verdeckt und die Kammeraleute hatten darauf zu achten, dass sie den fahrbaren Untersatz gut in Szene setzten.[1] (S. 56-63) [2] (S. 64-66)
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