Berichte

Währungsschnitt und Enteignung der Bevölkerung in Europa

In Deutschland (und natürlich vielen anderen Ländern) ist es nahezu unmöglich, legal zu leben, ohne ein Konto bei einer Bank eingerichtet zu haben. Arbeitnehmer müssen beim Arbeitgeber ein Konto angeben, auf welches das Gehalt überwiesen werden kann. Barauszahlungen sind normalerweise keine Option. Und auch Selbstständige benötigen ein Konto, um von den Kunden Geld überwiesen bekommen zu können. Außerdem müssen Einkommens- und gegebenenfalls Umsatzsteuer an das Finanzamt abgeführt werden und dies geht nur über ein Konto. Bargeld akzeptiert das Finanzamt nicht, obwohl Bargeld das einig gesetzlich anerkannte Zahlungsmittel ist.
Geld, das sich “auf dem Konto befindet”, gehört allerdings nicht dem Bankkunden, wie gemeinhin angenommen wird. Die Zahl auf dem Kontoauszug stellt lediglich einen Anspruch auf die Auszahlung einer bestimmten Bargeldmenge dar, sofern es sich um einen positiven Betrag handelt. Bei einem Währungsschnitt, wie ihn die Großeltern-Generation noch kennt, kann das Guthaben ganz schnell eingezogen werden. Bei Gesprächen über diese Thematik erntet man gewöhnlich nur Kopfschütteln. Soetwas kann und wird es nie wieder geben. Die Guthaben sind sicher.
Doch spätestens mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse in Zypern, das 2004 der Europäischen Union beigetreten ist[1], sollte jeder eines besseren belehrt sein.

Die Finanzminister der Euro-Zone haben in Anbetracht der hohen Verschuldung und der drohenden Zahlungsunfähigkeit des Landes ein sogenanntes “Rettungspaket” beschlossen, dass aber eigentlich lediglich eine Enteignung der Menschen im Land darstellt. Da die zerstörerischen Mechanismen des Zinssystems weiterhin uneingeschränkt wirken, kann von einer Rettung keinesfalls die Rede sein. Der Zusammenbruch wird durch die Maßnahme lediglich hinausgezögert. Für diesen Aufschub müssen Bankkunden, die bis zu 100.000 Euro auf dem Konto haben, 6,75 Prozent des angesparten Vermögens abtreten. Wer mehr Guthaben auf dem Konto hat, muss 9,9 Prozent bezahlen.[2] Diese Entscheidung zur Enteignung der Bürger Zyperns wurde eigenmächtig von Politikern getroffen, welche die Bevölkerung der Insel nicht einmal wählen oder abwählen können. Von einer demokratischen Maßnahme kann also kaum die Rede sein.
Wer nun versuchte, sein Geld vom Konto abzuheben, um es in Sicherheit zu bringen, wird ganz schnell an die Grenzen des goldenen Käfigs gestoßen sein, in dem wir alle leben. Die von der Maßnahme betroffene Konten wurden nämlich bereits in der Höhe der Sonderabgabe gesperrt, so dass es nicht mehr möglich ist, der Enteignung zu umgehen.[3] (Ist es nicht beachtlich, wie schnell diese Sperrung durchgezogen werden konnte, wenn man bedenkt, dass selbst eine einfache Überweisung mitunter noch mehrere Tage dauern kann?)
Aber selbst wenn die Konten nicht gesperrt worden währen, hätten die meisten Menschen kein Bargeld zu sehen bekommen. Die Banken haben im Zuge der Geldschöpfung bei der Kreditvergabe mehr Buchgeld geschaffen, als sie an Bargeld auszahlen können. Es gibt nicht genügend Bargeld, um viele oder gar alle Ansprüche der Bankkunden, gleichzeitig zu bedienen. So lange immer nur ein Teil der Kunden Bargeld abhebt, fällt das Problem nicht auf. Wenn aber, wie im Falle Zyperns viele Menschen ihre Ersparnisse abheben möchten, dann kollabiert das System, wenn der Zugriff nicht verhindert wird. Warum das so ist, wird in folgenden Videos verständlich erklärt:



Dieser Fall zeigt deutlich, dass wir diesem zerstörerischen System ausgeliefert sind. Wir können bereits jetzt jeder Zeit enteignet werden und durch die Bestrebungen, das Bargeld einzuschränken oder gar ganz zu verbieten, wird die Lage immer gefährlicher. Zypern ist der erste Schritt. Die Krise wird sich immer weiter verschärfen und nach und nach auch zu den Kernländern der Eurozone vordringen. Es ist sehr wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis auch wir Enteignungen kennen lernen werden. Unsere Großeltern können uns erzählen, was das bedeutet.
Echte Alternativen, wie sie beispielsweise die Wissensmanufaktur ausgearbeitet hat, werden nicht einmal zur Diskussion gestellt.


Literaturverzeichnis:
[2]
Rettungspaket – EU-Finanzminister einigen sich auf Hilfe für Zypern; dpa, AFP; Zeit; Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG; http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-03/eu-gipfel-finanzminister-zypern; 16.03.2013
[3]
EU-Gipfel – Rettungspaket für Zypern verunsichert Bankkunden ; dpa, Reuters, nf; Zeit; Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG; http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-03/zypern-rettungspaket-banken; 17.03.2013
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